Die Zahl der Zugreisenden wächst, vor allem im Fernverkehr. Super. Oder? Doch der Bahn fehlen Züge, auch Personal. Aber die Probleme sind nicht nur selbst gemacht – die Politik investiert zu wenig in die Schiene. Das ARD-Magazin Kontraste hat dazu recherchiert. Die Ergebnisse gibt es heute Abend (22. November) ab 21:45 Uhr in der ARD zu sehen, später in der Mediathek. Wir sprechen mit der Journalistin Ursel Sieber, die an der Recherche beteiligt war.
Die Bahn hat zu wenig Züge. Das führt dazu, dass zwar Sicherheitsmängel repariert werden, aber eben nicht immer kaputte Klimaanlagen, verstopfte Toiletten oder auch Bordbistros, die nicht vollständig funktionieren, sagt die Journalistin Ursel Sieber.
Die Bahn hat zu wenig Züge
Die Züge müssen wieder raus aus der Werkstatt sobald sie wieder fahren können und alle Sicherheitsansprüche erfüllen. "Aber es reicht nicht für mehr", sagt Ursel Sieber.
Dass die Bahn nicht genug Züge hat, dafür gebe es verschiedene Gründe:
- Der Wagenpark der Bahn ist recht alt, sagt Ursel Sieber.
- Außerdem werde das Unternehmen zurzeit von dem eigenen Erfolg überrollt. Die Fahrgastzahlen im Fernverkehr steigen, aber es gibt keine zusätzlichen Züge.
Das Problem, dass es zu wenige Züge gibt, werde noch anhalten. Denn die neuen ICEs kommen erst in ein paar Jahren, sagt Ursel Sieber.
Auch tausende Mitarbeiter fehlen
Der Bahn fehlen aber nicht nur Züge, sondern auch Mitarbeiter wie Lokführer, Zugbegleiter und so weiter. Das Unternehmen habe lange versucht, mit wenig Personal auszukommen. Das funktioniere aber nicht mehr. Der Vorstand habe angekündigt, viele tausend neue Mitarbeiter einzustellen, so Ursel Sieber.
"Die Deutsche Bahn hat versucht, mit immer weniger Personal den Betrieb aufrechtzuerhalten."
Aber die Probleme sind nicht alle selbst gemacht. Verspätungen der Züge haben auch mit der schlechten Schieneninfrastruktur zu tun. Zum Beispiel, weil Weichen ausfallen. Aber auch wegen Engpässen an großen Verkehrsknoten. Für die Netzinfrastruktur ist jedoch die Politik verantwortlich, sagt Ursel Sieber.
"Die Verkehrspolitiker und der Bundesfinanzminister sind dafür verantwortlich, dass das Netz ordentlich ausgebaut wird."
Aber die Politik habe beim Ausbau in den vergangenen Jahren geschlampt, sagt Ursel Sieber. Es fehlten 40 Milliarden Euro als Investition. Denn zugleich will die Politik, dass bis 2030 doppelt so viele Fahrgäste auf der Schiene unterwegs sind.
Mehr zum Thema auf Deutschlandfunk Nova:
- Die Bahn will von der Schweiz lernen | Unpünktlichkeit und Chaos: Dafür ist die Bahn bekannt – jedenfalls in den Ballungsräumen und zu Stoßzeiten. Wir haben uns den neuen Masterplan 2020 angesehen.
- Vorschlag: Netz neben die Schiene legen | Neben den Gleisen ist noch Platz für Breitbandkabel. Also bietet die Bahn ihre Hilfe beim Ausbau der Dateninfrastruktur an – gegen Milliarden vom Bund.
- Warum Zugfahrkarten oft teurer sind als Flugtickets | Billigflieger sind extrem günstig. Dabei braucht es doch viel mehr Energie, um Leute in die Luft zu heben, anstatt sie auf Schienen zu bewegen. Oder?