Die Deutsche Bahn will ihr Tarifsystem ändern. Ähnlich wie bei Fluggesellschaften könnten sich die Preise demnächst an der Auslastung der Züge orientieren. Je mehr Leute mit einem Zug fahren, desto teurer das Ticket. Im Gegenzug sind die Tickets günstiger, wenn die Züge leer sind.
Wir alle kennen das: Freitagnachmittag ist der ICE nach Berlin knallvoll. Am Samstag sitzen kaum Leute in demselben Zug. Das will die Bahn jetzt ändern. Sie möchte, dass sich die Passagiere besser auf die Züge verteilen. Wie das gelingen soll? Über die Anpassung der Ticketpreise. Wer in den Stoßzeiten und auf besonders begehrten Strecken fährt, zahlt mehr, als diejenigen, die sich für einen weniger ausgebuchten Zug entscheiden.
Die Auslastung der Deutschen Bahn habe in den vergangenen Jahren bei rund 45 Prozent gelegen. "Das ist keine gute Quote", sagt der Journalist Nikolaus Doll. Im Moment sei sie mit 60 Prozent etwas höher, aber immer noch nicht zufriedenstellend. Das ist ein wichtiger Grund, die Ticketpreise an die Auslastung anzupassen.
"Die Kunden sind extrem preissensibel. Besonders diejenigen, die eine Bahncard 25 haben."
Testphase im August und September
Dafür läuft im August und September bei der Deutschen Bahn eine Testphase, und zwar auf den Strecken München-Nürnberg und Frankfurt-Köln, erklärt Nikolaus Doll. "Auf besonders nachgefragten Strecken verlangt die Bahn 5 Prozent mehr. Auf Strecken mit geringerer Nachfrage gewährt sie 5 Prozent Rabatt."
Den Normalpreis wird es weiterhin geben, sagt Nikolaus Doll. Allerdings bezahlt den fast niemand mehr. "Die meisten Passagiere haben irgendwelche Rabatte in Form von Bahncards oder Sparpreisen."
19-Euro-Tickets bleiben
Nikolaus Doll weiß schon einen Tag vor der Jahrespressekonferenz, dass die Bahn einen Rekord bei Fahrgästen in Fernzügen vermelden wird. Das liegt unter anderem an den günstigen 19-Euro-Tickets, die das Unternehmen anbietet. Nach Informationen des Journalisten, der bei der Welt arbeitet, will die Bahn die 19-Euro-Tickets nach den Herbstferien wieder anbieten. "Weil die Nachfrage so riesig ist", sagt Nikolaus Doll. Die tragen zwar nicht zu höheren Umsätzen der Bahn bei, haben aber zwei andere Vorteile:
- Auslastung: in Zügen, die sonst kaum ausgelastet wären, sitzen ein paar mehr Fahrgäste
- Marketing: Menschen, die sonst nicht Bahn fahren, greifen bei 19-Euro-Tickets schon mal eher zu und werden so zu Bahnkunden