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Die Bahn ist marode. Die Folge: Verspätungen und Zugausfälle. Das nervt nicht nur die Fahrgäste, sondern auch Lokführer wie Dominik. Er wäre gern auf die Minute pünktlich. Die Bahn setzt jetzt auf Vollsperrungen für ein besseres Netz.

Das hat wohl schon jede*r von uns wohl erlebt: Mega abgehetzt, grad noch pünktlich zur Bahn und dann… Verspätung! Nicht nur uns Fahrgäste nervt das, auch die Lokführer*innen. So wie Dominik Rapp, der gerne pünktlich ist. Wäre, muss man sagen.

Dominik ist Lokführer bei DB Regio. Der Job war sein Kindheitstraum – und er mag ihn, sagt er. Früher ist er auch auf der wichtigen sogenannte Riedbahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim gefahren, die gerade für fünf Monate komplett gesperrt ist.

"Ich bin einer, der sehr gerne sehr pünktlich ist. Meinem Anspruch bin ich selten gerecht geworden.“
Dominik Rapp, Lokführer

Damals war er dort selten pünktlich, weil die Strecke in einem schlechten Zustand war. Und um den zu verbessern, ist sie jetzt auch gesperrt. Die Vollsperrung ist ein Test der Bahn: alles dicht – alles neu! Ob das klappt?

Bahn saniert: Vollsperrungen für besseres Streckennetz

Die Riedbahn ist eine der wichtigsten Bahnstrecken Deutschlands, erklärt Niklas Hoth, der als Journalist beim WDR viel über die Bahn berichtet und selbst darüber bloggt. Kaum eine Strecke wird im Fernverkehr so extrem befahren, sagt er. Und deshalb sind die Auswirkungen jetzt in ganz Deutschland zu spüren.

Für viele Pendler*innen in der Region heißt das: Schienenersatzverkehr. Und auch auf Strecken drumherum, die eigentlich gar nicht gesperrt sind, müssen Fahrgäste teils auf den Bus umstiegen – weil Fernzüge umgeleitet und deshalb Regionalzüge gestrichen werden.

"Wir haben das Bahnsystem in den letzten Jahren so runtergespart, so auf Verschleiß gefahren, dass du jetzt an so einem Punkt bist: Es gibt kaum mehr einen anderen Ausweg."
Niklas Hoth, Journalist und Bahn-Blogger

Das sorgt natürlich für Frust. Aber die Riedbahnstrecke ist eben auch eine der Strecken, die am allerkaputtesten ist, erklärt Niklas. Monatelanger Ersatzverkehr ist natürlich eine Katastrophe, räumt er ein, aber im Kern habe die Bahn irgendwie recht, weil das Netz so marode ist, dass man das nicht im laufenden Betrieb kitten kann, glaubt er.

Und da ist Vorteil auch Nachteil, erinnert der Journalist: Bei uns fahren teils rund um die Uhr Züge. Das ist im Vergleich zu anderen Ländern ja etwas Gutes, betont er. Nur wenn dann gebaut werden muss, muss dann eben auch gesperrt werden.

"Das wird lange dauern und wir werden da lange unseren Spaß mit haben.“
Niklas Hoth, Journalist und Bahn-Blogger

Ob die Bahn ihr Versprechen hält, dass danach alles gemacht ist und mal einige Jahre lang rund läuft, das wird sich noch zeigen müssen, sagt Niklas etwas skeptisch.

Erst Mal müssen wir uns aber ohnehin an solche Maßnahmen gewöhnen, denn sie werden andauern: Diese Generalsanierung ist nur die erste von vielen in ganz Deutschland. 41 Strecken sollen insgesamt bis 2031 umfassend modernisiert werden – teils mit Vollsperrungen, teils mit eingeschränktem Betrieb.

Kritik an Bundes-Verkehrspolitik: zu wenig Geld für Infrastruktur

Die Bahn allein ist daran aber nicht Schuld, ergänzt er, auch die Politik ist in der Verantwortung. In der Schweiz etwa würde ein Vielfaches an Geld in die Infrastruktur gesteckt – und das müsste hier für eine gute Bahn auch passieren.

"Das Problem ist nicht nur dem Unternehmen Deutsche Bahn anzulasten. Sondern das ist unsere Verkehrspolitik in Deutschland, das ist Bundespolitik."
Niklas Hoth, Journalist und Bahn-Blogger

Wir haben die Chance, bis zu den dreißigern oder Mitte der dreißiger Jahre eine wirklich gute Bahn zu haben, glaubt Niklas – aber wirklich nur, "wenn bis dahin konstant genug Geld reingesteckt wird, was ich immer noch nicht in der Form sehe."

Auch Fachkräftemangel ein Problem

Und ein zweites riesiges Problem, so der Bahn-Blogger, ist der Fachkräftemangel: Es fehlt etwa an Planer*innen für Baustellen, Bauarbeiter*innen und Lokführer*innen, so Niklas: "Und ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist sehr viel komplizierter."

Dominik ist so eine Fachkraft. Auch der Lokführer findet die Vollsperrung gut – wie Niklas auch aber nur unter der Bedingung, dass danach dann auch wirklich mal alles gemacht ist. Welche Erfahrungen er mit maroden Strecken und Baustellen gemacht hat und wie Fahrgäste darauf reagieren, das erzählt er im Unboxing-News-Gespräch.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Verkehr
Deutsche Bahn: Mit Vollsperrung ins Glück?
vom 18. Juli 2024
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Niklas Hoth, WDR-Journalist und Bahn-Blogger, und Dominik Rapp, Lokführer