Ob das Leben im Eis entstanden ist oder in heißen Thermalquellen oder ob es mit einem Kometen aus dem Weltraum auf die Erde gelangt ist, darüber gibt es unterschiedliche Theorien. Eine Podiumsdiskussion über die Entstehung des Lebens.
Der Paläontologe Dieter Braun setzt auf die Experimentierfreudigkeit vieler Fachbereiche. Er appelliert dafür, viele verschiedene Szenarien durchzuspielen und zu untersuchen, die Hinweise auf den Ursprung des Lebens geben könnten.
Schon jetzt gibt es Laborversuche, um den Ausgangspunkt des irdischen Lebens zu rekonstruieren. Es gibt genug Theorien, die die Basis dafür liefern, um mit unterschiedlichen Versuchsanordungen zu experimentieren. Bisher, so Dieter Braun, kennen wir aber nur Lebewesen, die sich fortpflanzen, indem sie die in der Zelle enthaltenen Informationen nutzen.
"Information ist offensichtlich über vier Milliarden Jahre immer weiter repliziert und einem evolutionären Prozess unterzogen worden."
Vorausgesetzt, dass Leben ist ausschließlich hier auf der Erde entstanden, bleibt immer noch die Frage ungeklärt, ob es im Wasser, auf nacktem Felsgestein oder in der Luft seinen Anfang genommen hat. Der Paläontologe Gert Wörheide favorisiert unter der Wasseroberfläche liegende Thermalquellen.
Auch der Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger vermutet den Ursprung des Lebens in den Grenzbereichen, wo beispielsweise Wasser und Atmosphäre aufeinander getroffen sind. Also dort, wo sich Stoffe vermischt haben, die ursprünglich nicht zusammengehörten.
"Man muss sich auch klar machen, dass es vielleicht gerade an Grenzflächen die interessantesten Bedingungen gibt, wo eben Wasser auf was Festes stößt."
Ein anderer Ansatz ist, dass die Informationen, die letztendlich auch zur Entstehung des Menschen geführt haben, aus dem Universum zu uns gekommen sind. Gert Wörheide spricht sich dafür aus, diese Theorie keinesfalls auszuschließen.
"Wir wissen, dass in Kometen auch organische Bestandteile aus dem Weltall eingetragen wurden."
In der Fachwelt wird sowohl eine Mischform aus Einflüssen aus dem Weltall als auch irdische Gegebenheiten gehandelt. Insgesamt jedoch scheinen selbst Experten noch weit davon entfernt zu sein, festzustellen, wie das Leben tatsächlich entstanden ist. Einige denken, dass die Antworten darauf niemals gefunden werden können.
Die Podiumsdiskussion vom 23.10.2019 stand unter der Überschrift "Entstehung des Lebens - Alles nur Zufall?". Eingeladen dazu hatte die Bayerische Akademie der Wissenschaften in München. Dieter Braun hat eine Professur für Biophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. Auch sein Gesprächspartner Gert Wörheide forscht dort, allerdings als Lehrstuhlinhaber für Paläontologie und Geobiologie. Hans-Jörg Rheinberger ist emeritiert und war bis 2014 Direktor des "Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte" in Berlin.