Freundschaften gewinnen gegenüber Familie immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, dass der Begriff der Freundschaft in der digitalen Welt entwertet wird. Was Freundschaft überhaupt ist und was sie sein sollte, darüber herrscht schon seit der Antike eine rege Diskussion. Im Hörsaal sprechen der Philosoph Björn Vedder und der Soziologe Janosch Schobin über Freundschaft früher und heute und darüber, was sie ausmacht.
"Es ist natürlich so, dass alle Menschen in der Freundschaft ein Interesse verfolgen."
Bedingungslose Freundschaft? Gibt es nicht. Das jedenfalls meint Björn Vedder, Philosoph, Kurator und freier Autor. Und daran sei auch gar nichts Schlimmes. Wer Interesse am anderen hat, sieht schließlich auch einen Wert im anderen. Freundschaft ohne Interesse sei eine absolut überhöhte Vorstellung und passe nicht mehr in unsere Zeit, erklärt Björn Vedder in seinem Vortrag "Warum Facebook-Freunde echte Freunde sind."
"Ich habe auf Facebook die Möglichkeit, bestimmte Sachen aus meinem Leben auszuwählen und mich als Person daraufhin zu entwerfen, wie ich glaube, für andere Menschen liebenswert sein zu können."
Für Janosch Schobin, Soziologe am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel, haben alle Vorstellungen von Freundschaft eine Komponente gemeinsam - und damit meint er universell alle Vorstellungen, auch über Kulturgrenzen hinaus: etwas Geheimes teilen und es bewahren. Also etwas, das man austauscht, das einen verbindet oder womit man sich auch gegenseitig in der Hand hat.
Einen "symbolischen Lebenspfand" nennt er das in seinem Vortrag "Symbolische Lebenspfänder und Intimkommunikation - Versuch einer verallgemeinerbaren soziologischen Theorie der Freundschaft".
"Man zeigt sich als der, der man wirklich ist. Und in diesem Zeigen des echten Selbst konstituiert sich Freundschaft."
Die Vorträge von Björn Vedder und Janosch Schobin wurden am 7. und 8. Dezember 2018 aufgezeichnet und waren Teil der Tagung "Ein / Kein zweites Ich. Freundschaft zwischen geschäftlichem Kalkül und innigem Gefühl" am Einstein Forum Potsdam.
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