Viele von uns sind mit dem liebenswürdigen Schimpansen aus der Fernsehserie "Unser Charlie" aufgewachsen. In freier Wildbahn können Schimpansen aber durchaus ziemlich gefährlich sein. Sie greifen sogar Gorillas an.
27 Schimpansen starten tödliche Attacken gegen fünf beziehungsweise sieben Gorillas – für die Forschung ist das ein absolutes Novum. Beobachtet haben das Forschende der Universität Osnabrück und des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Afrika. Gleich zweimal konnten sie beobachten, wie eine Gruppe von 27 Schimpansen einmal eine Gruppe von fünf und ein paar Monate später eine Gruppe von sieben Gorillas angegriffen hat – teilweise mit tödlichem Ausgang.
"Die Forschenden haben zuerst nur das typische Geschrei gehört, was die Schimpansen machen, wenn es untereinander zu Streit kommt. Dann haben sie aber auch Brusttrommeln gehört, das typische Imponierverhalten der Gorillas."
Und in der Tat: Am Ende hatten die Gorillas, obwohl auch einige Silberrücken unter ihnen waren, keine Chance gegen die zahlenmäßig überlegenen Schimpansen. Diese haben dann die Gorillas nicht nur in die Flucht geschlagen, sondern beim ersten Angriff ein Jungtier getötet und beim zweiten Angriff ein Jungtier sogar gefressen.
Ungewöhnliche Konfrontationen im Tierreich
Das aggressive Verhalten der Schimpansen hat die Forschenden sehr überrascht. Solche Aggressionen sind sowohl bei den Schimpansen als auch bei den Gorillas bisher immer nur innerhalb der eigenen Art beobachtet worden. Schimpansen und Gorillas sind dagegen bisher untereinander friedlich ausgekommen.
"Bis jetzt sind solche Aggressionen bei Menschenaffen immer nur innerhalb der eigenen Art beobachtet worden."
Beispielsweise haben Forschende bisher beobachten können, dass sich Gorillas und Schimpansen die gleichen Futterbäume geteilt haben. Im Kongo sind sogar Schimpansen und Gorillas beobachtet worden, die miteinander gespielt haben.
Der Kampf um genügend Nahrung
Warum die Schimpansen derart aggressiv auf die Gorillas zugegangen sind, könnte laut der Forschenden zwei Ursachen haben: zum einen die Jagd nach Beute oder aber die Konkurrenz um Nahrung. Letztere Ursache halten die Forschenden dabei für wahrscheinlicher, da die Angriffe in einer Zeit stattfanden, in der Nahrung generell sehr knapp war.
Dafür spricht auch, dass sich die Speisepläne der Gorillas zu dieser Zeit mit denen der Schimpansen überschnitten haben. Beispielsweise haben beide Arten nach den gleichen Früchten gesucht. In Zeiten, in denen die Menschenaffen unterschiedliche Nahrung gesucht haben, wurden bisher keine Angriffe beobachtet, berichtet Anne Tepper.
Geplant oder ungeplant – schwer zu sagen
Ob der Angriff der Schimpansen geplant war, können die Forschenden noch nicht abschließend sagen. Die Schimpansen seien wohl auf Grenzpatrouille gewesen, was sie regelmäßig tun, um ihr Revier gegen andere Schimpansengruppen zu verteidigen. Ob sie jedoch die Gorillas zufällig oder spontan angegriffen haben, lässt sich bisher noch nicht sagen.