Einsamkeit und Ruhe für die Eltern, Freiheit für ihren Jungen Hans. Dirk Gieselmann erzählt in "Der Inselmann" vom prägenden Leben auf einer Insel – und dem Verlangen danach.
Die Insel liegt mitten in dem See, der vor ihnen liegt und der ihm wie ein Meer vorkommt. Hans ist zehn Jahre alt. Und dass seine Eltern beschlossen haben, auf die entlegene Insel zu ziehen, wusste er schon, bevor sie es ihm gesagt haben. Er hat sie abends tuscheln hören. Dass sie wegmüssten, es nicht mehr aushalten würden, in dem Haus, mit den Nachbarn, in dieser Stadt. Und er war gar nicht wütend auf sie gewesen.
Freund- und feindloses Inselleben
Auf der Insel würde Hans zwar seinen einzigen Freund Kalle nicht mehr sehen können, aber auch nicht den fiesen Fleischersohn Manne. Den war Hans jetzt von einem Moment auf den anderen los. Genauso wie die Zitterspinnen an der Decke, die traurigen Bilder in der Zeitung, und die Gerüche, die der Vater jeden Abend erschöpft mit nach Hause gebracht hat.
Auf der Insel würde alles anders werden. Da würde Hans jemand sein: ein König, Hans der Erste, der Große, der Herrscher von Amerika. Die Insel wäre sein perfektes Versteck. Von Hans und seinem Versteck, der Insel, erzählt der Journalist und Autor Dirk Gieselmann in seinem Roman "Der Inselmann". Was für die Eltern des Jungen der letzte Strohhalm ist, ist für Hans ein Ausbruch in die größtmögliche Freiheit, die ein Kind haben kann.
Das Buch
"Der Inselmann" von Dirk Gieselmann, erschienen bei Kiepenheuer und Witsch, 171 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 20,- Euro, E-Book: 16,99 Euro. Ein Hörbuch gibt es auch – gelesen von Matthias Koeberlin; Erscheinungstermin: 09.02.2023
Der Autor
Dirk Gieselmann, geboren 1978, wurde für seine Texte mit dem Henri-Nannen- und dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihm, in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Armin Smailovic, der "Atlas der Angst". Das gleichnamige Theaterstück wurde im Thalia Theater Hamburg aufgeführt. Dirk Gieselmann lebt mit seiner Familie in Berlin.