• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Vielleicht ist euch das auch schon aufgefallen, wenn ihr Freund*innen oder die Familie besucht oder in den Urlaub fahrt: Die erste Nacht ist oft unruhig. Das lässt sich sogar wissenschaftlich nachweisen. Warum das so ist, könnte in unserer Vergangenheit liegen.

Merkwürdige Geräusche, ein anderer Geruch, das Bett ist vielleicht nicht ganz so bequem: Schlafen wir mal nicht zu Hause, dann schlafen wir oft auch anders als zu Hause. In der Schlafforschung wird dieses Phänomen der "Erste-Nacht-Effekt" genannt.

Im Schlaflabor zeigt sich: Schläft eine Probandin oder ein Proband die erste Nacht im Labor, dann schläft er oder sie schlechter. In einer Studie wurden Proband*innen bei ihrer ersten Nacht im Schlaflabor gefragt, wie sie geschlafen haben, ob sie Probleme beim Einschlafen hatten oder sich viel gewälzt haben.

"Da hat sich gezeigt, dass sie in der ersten Nacht im Schlaflabor schlechter geschlafen haben als in der zweiten - und auch schlechter als zu Hause."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Auch die Daten machen deutlich: Die Proband*innen benötigen mehr Zeit zum Einschlafen, werden häufiger wach und brauchen länger, um dann wieder einzuschlafen. Außerdem verbringen sie mehr Zeit im Schlafstadium 1, einem sehr leichten Schlaf, der sich für uns häufig so anfühlt, als wären wir noch gar nicht eingeschlafen. Das führt dazu, dass sich die Proband*innen am nächsten Tag nicht so ausgeschlafen und erholt fühlen.

Warum macht der Körper das?

Schlafforscherin Dr. Christine Blume von der Uni Basel vermutet, der Erste-Nacht-Effekt könnte eine Nachwirkung der Evolution sein. Denn im Schlaf können wir nicht so gut reagieren – und das ist potentiell eine sehr gefährliche Situation für uns, vor allem, wenn wir die Umgebung nicht kennen. Es gibt eine Studie, die daraufhin deutet, dass Teile unseres Gehirns deshalb in der ersten Nacht an einem neuen Ort in eine Art Lauerstellung gehen.

"Von Delfinen wissen wir, dass nur eine Gehirnhälfte schläft und die andere wach ist, denn sie müssen auftauchen zum Atmen. Die Studie hat Hinweise gefunden, dass es beim Menschen ähnlich sein könnte in der ersten Nacht."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Dahinter könnte stecken, dass wir die Umgebung im Blick behalten müssen. Die Forschung weiß auch, dass das Gehirn in der Nacht auf unbekannte Reize stärker reagiert. In der zweiten Nacht an einem neuen Ort haben wir uns dann häufig aber schon an die neue Umgebung gewöhnt - und der Schlaf wird wesentlich ruhiger und wir schlafen eher wie im eigenen Bett.

Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge sprechen in dieser Folge Über Schlafen darüber, wie wir uns auf diesen Erste-Nacht-Effekt einstellen - und damit auch in fremden Betten gut schlafen können.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.