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Der Bundesverband Musikindustrie hat am Mittwoch (25.04.2018) angekündigt, dass es den Echo in seiner bisherigen Form nicht mehr geben wird. Die Entscheidung ist eine Folge des Skandals um die Vergabe des Preises an die beiden Battle Rapper Kollegah und Farid Bang. Was ist davon zu halten?

Anfang April hat der Echo-Beirat die Nominierung von Kollegah und Farid Bang geprüft. Am 12. April haben die beiden Rapper den Preis dann trotz der Kritik bekommen. Und 13 Tage sowie mehrere zurückgegebene Echos später ist der Preis abgeschafft. Der Ausrichter formuliert den Neuanfang so: Den Echo wird es nicht mehr geben, man wolle nicht, dass der Preis "als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen" wird. 

"Bei dieser Entwicklung müssen wir uns doch schon sehr wundern."
Ina Plodroch, Musikjournalistin

Anfang April hatte der Echo-Beirat noch entschieden: Was Kollegah und Farid Bang da rappen, gehört zum Battle Rap, das ist künstlerische Freiheit, erinnert die Musikjournalistin Ina Plodroch. "Denn dazu ist Kunst schließlich auch da: Gesellschaft zu provozieren und ihr einen Spiegel vorzuhalten", hieß es damals. 

Produkt der Musikindustrie

Der Vorstandsvorsitzende hatte gesagt, es könne "nicht Aufgabe eines Wirtschaftsverbandes sein, freiverkäufliche Produkte im Nachhinein zu be- oder entwerten."

"Nun zeigt sich: Der Preis ist wie ein Fähnchen im Wind und steht nicht wirklich zu dieser Entscheidung, die beiden Rapper trotz der Zeile im Rennen zu lassen."
Ina Plodroch, Musikjournalistin

Das grundsätzliche Problem des Preises: Er ist – nein, war – ein reines Produkt der Musikindustrie, die sich selbst feiert. Die Kritik an den Vergaberichtlinien ist ja auch nicht neu. Dass das jetzt alles überdacht wird, ist also erstmal gut, findet Ina Plodroch. 

Ein Verkaufspreis

In der Kategorie "Album des Jahres" wurden bisher die fünf umsatzstärksten Alben ermittelt – und das waren dann die Nominierten. 

"Das ist natürlich schon im Grundsatz der Sache einfach seltsam, warum man umsatzstarke Alben nochmals prämieren muss."
Ina Plodroch, Musikjournalistin

Aus diesen fünf Alben konnte dann eine Jury auswählen. Und da müssen sich dann wohl die meisten für Kollegah und Farid Bang ausgesprochen haben.

Alles neu?

Ein reiner Jurypreis wie der "Echo Jazz" oder "Echo Klassik" wird es wohl nicht werden. Im Statement zur Abschaffung des Echo heißt es nur, die Jury solle "stärker in den Vordergrund rücken". Wie genau der neue Preis aussieht, steht noch nicht fest: "Mit dem erklärten Ziel, den neuen Preis im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche zu gestalten, soll es im Juni einen Workshop geben", wird auf der Echo-Website angekündigt.

"Wünschenswert wäre, dass nicht die Industrie in ihrem eigenen Brei schwimmt."
Ina Plodroch, Musikjournalistin

Ina wünscht sich, dass nicht die großen Player wie Sony, Warner und Universal zu Hauf in der Jury sitzen und am Ende in Pressemitteilungen verkünden, wie erfolgreich sie waren. Um wirklich irgendwann wieder ernst genommen zu werden, müsste sich der Preis viel stärker unabhängig machen von den Verkaufszahlen und der Industrie, ist sie sich sicher.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Aus für den Musikpreis
Der Echo ist verhallt
vom 26. April 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Ina Plodroch, Musik-Journalistin