Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Das heißt, es wird ziemlich sicher ein kalter und vielleicht auch ein nasser Wahltag. Und Wetter könnte tatsächlich Einfluss auf unser Wahlverhalten haben.
Einen Winterwahlkampf gab es das letzte Mal im Jahr 1990, seitdem wurde in Deutschland immer im Herbst gewählt. Der Einfluss vom Wetter am Wahltag wird schon seit Jahrzehnten erforscht. Einige Studien kommen zum Schluss: Das Wetter beeinflusst die Wahl nicht. Mehr Studien sagen allerdings, dass bei Regen und Schnee die Wahlbeteiligung sinkt, je nach Land und Studie allerdings unterschiedlich stark.
Eine Meta-Analyse der Uni Kopenhagen etwa kommt zu dem Schluss: Pro Zentimeter Regen sinkt die Wahlbeteiligung um fast ein Prozent. Das sind zehn Liter pro Quadratmeter, also schon relativ starker Regen. Vor allem bei jungen Menschen trifft das laut der Untersuchung zu.
"Vor allem junge Menschen lassen sich davon beeinflussen – da reden wir von bis zu sechs Prozent Unterschied."
Auch sonniges und trockenes Wetter hat offenbar einen Effekt. Zwei Forschende der Freien Universität Berlin haben Wahlergebnisse und Wetterdaten in Nordrhein-Westfalen abgeglichen und festgestellt: Bei gutem Wetter gingen mehr Leute wählen. Insgesamt ist die Wahlbeteiligung aber nur um ein Prozent gestiegen durch mehr Sonnenschein. Der Großteil davon waren SPD-Wählende. Interessant: Bei Regen profitierte die CDU am stärksten.
Schönwetterwähler und konservative Regenfreunde
Ähnliches zeigt Forschung aus den Niederlanden: Auch dort profitierten Christdemokraten von schlechtem Wetter – zu Lasten von Sozialdemokraten und Sozialisten. Die Unterschiede waren aber eher gering: Es ging nur um ein bis zwei Parlamentssitze – aber immerhin!
Auch in den USA können sich Studien zufolge die konservativen Republikaner über Regen freuen: Bei der Präsidentschaftswahl 2000 soll schlechtes Wetter in Florida bei der knappen Wahl den Unterschied gemacht haben, sodass sich der Republikaner George W. Bush durchsetzen konnte. Allerdings ist sein Vorsprung von damals 537 Stimmen bis heute umstritten.
"Neuere Studien kommen zu dem Schluss: Gerade bei erwartet knappen Wahlen ist der Einfluss des Wetters geringer und die Menschen gehen eher wählen – egal, wie das Wetter ist."
Allerdings zeigen jüngere Studien auch: Je knapper die Wahlen, desto mehr gehen wählen – unabhängig von Sonne oder Regen. Und damit sinkt dann auch der Einfluss des Wetters auf das Ergebnis.
Naturkatastrophen und Wahlergebnisse
Auch Extremwetter-Ereignisse haben Forschende unter die Lupe genommen. An der Uni Mannheim wurden zum Beispiel die Folgen der Flutkatastrophe im Ahrtal und in der Eifel und ihr Effekt auf das Wahlergebnis 2021 untersucht. Dabei kam heraus, dass die Menschen in den betroffenen Kommunen eher die Partei ihrer Ministerpräsident*innen gewählt haben. In NRW und Bayern war das die Union, in Rheinland-Pfalz die SPD.
In den betroffenen Gemeinden sammelten die jeweiligen Parteien bis zu sechs Prozent mehr Stimmen ein im Vergleich zu anderen Kommunen. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Landespolitikerinnen und -politiker vor Ort waren und schnelle Geldzusagen gemacht haben, erklärt Tobias Blum aus der Deutschlandfunk-Nova-Wissensredaktion.
Der richtige Umgang macht den Unterschied
Die bekannte Szene mit dem Lacher des damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet im Flutgebiet kam aber offenbar wiederum nicht gut an: Er bekam zwar mehr Stimmen in betroffenen NRW-Gemeinden, weil er vor Ort war und sich kümmerte, aber die Wahl hat er am Ende verloren.
Die Lehre daraus: Eine Naturkatastrophe allein spielt wohl noch nicht den Regierenden in die Hände. Sie müssen damit auch richtig umgehen können, um Wählende für sich zu gewinnen.