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Verschwörungsmythen haben große Strahlkraft – wie Religionen auch. Was diese beiden gemeinsam haben, was sie unterscheidet und welche Probleme daraus entstehen, darüber spricht der Politikwissenschaftler Oliver Hidalgo in seinem Vortrag.

Zwischen Verschwörungsglaube und Religion gibt es auffällige Überschneidungen, sagt Oliver Hidalgo, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Passau. Das geht etwa damit los, dass beide nicht den Anspruch haben und auch nicht haben müssen, belegbar zu sein.

"Verschwörungstheorien sind durchaus plausibel als Form von Ersatzreligionen zu konzeptualisieren."
Oliver Hidalgo, Politikwissenschaftler

Beide sind auch identitäts- und sinnstiftend und liefern Halt und Orientierung – unter anderem. Aber es gibt auch Unterschiede, argumentiert der Politikwissenschaftler.

Verschwörungsglaube als Herausforderung

So versprächen Religionen meist etwas Positives, während Verschwörungsnarrative allein vermeintlich Schuldige und Missstände ausmachten und ein Freund-Feind-Schema schafften.

"Man kann sich vorstellen, dass das attraktiv ist, subjektiv hilft, Orientierung, Identität zu finden, Ohnmachtsgefühle zu überwinden. Politisch treten aber vor allem Probleme auf."
Oliver Hidalgo, Politikwissenschaftler

Oliver Hidalgo bezeichnet Verschwörungsglauben deshalb als "negative Form des Glaubens". In seinem Vortrag erklärt er, warum er der Ansicht ist, dass Verschwörungstheorien eine destruktive Wirkung auf Politik und Gesellschaft haben und was das seines Erachtens für die Demokratie, Wissenschaft und den öffentlichen Diskurs bedeutet.

"Was Verschwörungstheorien fast verunmöglichen, ist das, was eine demokratische Gesellschaft tatsächlich braucht, nämlich so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl."
Oliver Hidalgo, Politikwissenschaftler
Oliver Hidalgo, Politologe, Universität Passau
© Universitaet Passau
Oliver Hidalgo, Politologe, Universität Passau

Oliver Hidalgo lehrt Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Politische Theorie an der Universität Passau. Verschwörungserzählungen und das Verhältnis von Politik zu Religion gehören neben anderen Themen zu seinen Arbeitsschwerpunkten.

Seinen Vortrag "Negativer Glaube? Ideologien und Verschwörungstheorien als (Ersatz-)Religionen" hat er am 16. Januar 2025 im Rahmen der Vorlesungsreihe "Die Macht von Überzeugungen. Weltanschauungen, Ideologien, Glaubenssysteme" gehalten, die im Wintersemester 2024/2025 ein Teil des Studiums Generale der Universität Mainz war.

Hörtipp: Einen weiteren Vortrag aus dieser Reihe könnt ihr hier hören.

Shownotes
Ideologie und Glaube
Gefährlich für die Demokratie: Verschwörungsglaube als (Ersatz-)Religion
vom 21. Februar 2025
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragender: 
Oliver Hidalgo, Politikwissenschaftler, Universität Passau
  • Einführung
  • Vortragsbeginn
  • Vorbemerkungen: Populäre Irrtümer über Verschwörungstheorien und mehr
  • Forschungsergebnisse zu Verschwörungstheorien
  • "Negativer Glaube": Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Religionen und Verschwörungsmythen 
  • Politische Brisanz: Verschwörungstheorien und Demokratie 
  • Vorschau auf die nächsten beiden Hörsaal-Folgen: Europa struggelt mit einer neuen Weltordnung und wie Wissenschaftsjournalismus besser werden könnte und sollte