Rechtsextremismus kann einzelne Menschen gefährden, aber auch die Gesellschaft. Wie stark Rechtsextremismus unsere Demokratie bedroht, erörtert der Politikwissenschaftler Reiner Becker in seinem Vortrag.
Ein Skinhead mit Glatze und Springerstiefeln – dieses Bild hat lange unsere Vorstellung von Rechtsextremismus geprägt. Doch es stimmt schon länger nicht mehr. Rechtsextreme Positionen und Ideologien finden sich heute an vielen Stellen in unserer Gesellschaft, sagt der Politikwissenschaftler Reiner Becker.
"Der Rechtsextremismus ist in seinen Erscheinungsformen wesentlich diffuser geworden."
Gruppen mit rechtsextremistischen Einstellungen gibt es zum Beispiel bei den Querdenkern, in der Hooligan-Szene, in Kampfsportgruppen oder auch in bestimmten Foren von Online-Spielen. Jede dieser Gruppen funktioniert anders. Deshalb müssen wir genau hinschauen.
"Überall finden sich Gelegenheiten für Menschen mit rechtsextremen Einstellungen, sich einzubringen."
Warum wählen in einem Dorf überdurchschnittlich viele Menschen rechte Parteien? Welche Jugendlichen fühlen sich von rechtsextremen Online-Foren angezogen? Zu diesen Fragen gibt es Geschichten, sagt Reiner Becker, und die gilt es herauszufinden. Nur so können wir verstehen, wie rechtsextreme Szenen entstehen und Mittel finden, um darauf zu reagieren.
"Demokratie ist nie fertig, sie ist nie zu Ende, sie ist immer im Prozess. Es geht immer um das Thema Einschluss, Ausschluss von gesellschaftlichen Gruppen."
Der Vortrag
Reiner Becker forscht seit vielen Jahren zum Thema Rechtsextremismus. Er ist Leiter des Demokratiezentrums Hessen im "Beratungsnetzwerk Hessen" an der Universität Marburg. Dieses Netzwerk bietet Schulen, Vereinen und Kommunen Hilfe für den Umgang mit rechtsextremistischen, rassistischen und antisemitischen Vorfällen.
Reiner Becker hat seinen Vortrag am 12. Oktober 2021 gehalten, bei der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt am Main im Rahmen der Reihe "Zukunft Demokratie“. Sein Vortrag hat den Titel "Rechtsextremismus. Wieder eine Bedrohung für die Demokratie?“.