Charlottes Hund Chico wurde sehr alt – und irgendwann dement. Ihn gut zu betreuen, war eine harte Aufgabe. Weil er nachts nicht mehr alleine sein konnte, musste sie so manche Party absagen. Doch man kann einer Demenz auch bei Haustieren vorbeugen.
Ins Leere starren, die Orientierung verlieren, Kommandos wie "Sitz!" vergessen: Das können erste Anzeichen sein, dass ein Haustier dement ist. Für Tierhalter*innen oft ganz schlimm ist, wenn sich außerdem das Verhalten des Hundes oder der Katze verändert. Die Tiere lassen sich zum Beispiel nicht mehr streicheln. Oder erkennen Herrchen oder Frauchen einfach nicht mehr.
Das hat auch Charlotte mit ihrem Hund Chico erlebt. "Der konnte gar nicht mehr alleine bleiben, der brauchte eigentlich eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung", erzählt die 25-Jährige. Chico kam nicht mehr zur Ruhe und ist die ganze Zeit im Kreis gelaufen. "Wir konnten ihn auch nicht mehr irgendwohin mitnehmen."
Haustiere werden immer älter
Seine letzten Lebensjahre war der Rüde dement. Bei den ersten Anzeichen dachten Charlotte und ihre Familie noch, er werde eben einfach alt. Er hat zum Beispiel die richtige Tür nicht mehr gefunden, wenn er in den Garten wollte. Manchmal hat er einfach angefangen zu bellen oder zu zittern, obwohl es keinen Grund dafür gab. Schließlich wurde Chico inkontinent.
Der Tierarzt findet dann heraus, dass Charlottes Hund dement ist. Unsere Haustiere werden immer älter, weil das Futter hochwertiger und tiermedizinische Behandlungen besser werden. Deshalb haben aber auch immer mehr Hunde und Katzen Demenz.
Eine frühzeitige Diagnose kann helfen
Diese Erkrankung wird felines oder canines kognitives Dysfunktionssyndrom genannt. Das ist keine harmlose Alterserscheinung, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung des Nervensystems.
Laut Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zeigen etwa ein Drittel der elf- bis zwölfjährigen Hunde Symptome einer Demenz. Bei 15- und 16-jährigen Hunden sind es sogar 70 Prozent.
"Ich nenne das immer die Hautcreme fürs Gehirn, die Anti-Falten-Creme."
Eine frühzeitige Diagnose kann Hunden und Katzen mit Demenz helfen, ihre Lebensqualität steigern und sorgt dafür, dass die Erkrankung langsamer voranschreitet. Demenz lässt sich nicht heilen. Aber man kann vorbeugen.
Demenz-Prophylaxe: Ernährung, Bewegung, Maulhygiene
"Man weiß, dass eine anregende Umgebung und positives Training, zum Beispiel Clickertraining oder Hundesport, ein schützender Faktor ist", erklärt Nina Meyerhoff, Tierärztin mit dem Spezialgebiet Neurologie an der tierärztlichen Hochschule Hannover.
Wichtig ist auch eine gute Ernährung: Für ältere Hunde und Katzen gibt es spezielles Tierfutter mit Vitaminen und Antioxidantien. In Absprache mit einer Tierärztin können auch Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. "Ich nenne das dann immer die Hautcreme fürs Gehirn, die Anti-Falten-Creme", ergänzt Nina Meyerhoff.
Ein altersgerechteres Umfeld fürs Haustier
Bewegung und Ernährung sind also wichtig für die Demenz-Prophylaxe bei Haustieren. Auch die Maulhygiene gehört dazu. Zähne beeinflussen generell, wie fit Haustiere sind. Deshalb sollte man auch seinem Hund die Zähne putzen.
Trotzdem lässt sich eine Demenz nicht verhindern. Wenn das Haustier eine Demenz entwickelt, sollte das Umfeld altersgerecht gestaltet werden. Dazu gehört, dass das Tier noch an Futter, Wasser, Katzentoilette und den Lieblingsplatz kommt, sagt Tierärztin Nina Meyerhoff. Auch Medikamente können helfen.
"Wenn ich zurückschaue, war das die richtige Entscheidung, denke ich."
Außerdem braucht es viel Verständnis: Wenn der Hund oder die Katze inkontinent wird, sollte das Tier nicht bestraft werden. Und wenn der Vierbeiner weniger kuscheln will, muss das respektiert werden. Manche Tiere brauchen auch mehr Aufmerksamkeit.
So war es bei Charlotte. Ihr Hund Chico hat nachts oft stundenlang gebellt. "Meine Schwester, Mama und ich haben uns die letzten zehn Monate abgewechselt und mit ihm auf der Couch geschlafen", erzählt sie. Das hat auch ihr Leben eingeschränkt. "Da gab es Situationen, wo ich Verabredungen absagen musste."
Vor knapp einem Jahr hat die Familie dann entschieden, das Tier einschläfern zu lassen. Das ist allen schwer gefallen. "Es hat sich falsch angefühlt", sagt Charlotte. "Aber wenn ich zurückschaue, war das die richtige Entscheidung, denke ich."