Bis heute wirkt die Kolonialherrschaft europäischer Länder in Afrika nach – sowohl durch willkürliche Grenzen, als auch politisch und wirtschaftlich.
Es ist das Jahr Afrikas: 1960 werden 18 Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. Unter anderem geben Frankreich, Großbritannien, Belgien und Italien ihre Vormachtstellung auf dem afrikanischen Kontinent auf, die sie über viele Jahrzehnte ausgeübt haben.
Drei Jahre später schließen sich die neuen afrikanischen Staaten zur "Organisation für Afrikanische Einheit" zusammen, aus der später die "Afrikanische Union" wird. In vielen afrikanischen Hauptstädte werden 1960 Freudenfeste gefeiert und Wahlen abgehalten, die Staaten werden nun von demokratisch legitimierten Politikern regiert.
"Die Spätfolgen sind bis heute zu spüren, zum Beispiel an den Grenzziehungen, die die Kolonialherren damals gemacht haben. Grenzen, die Völker, Sprachgemeinschaften, Kulturgemeinschaften durchschneiden und bis heute vorhanden sind."
Aber die Freude währt nicht lange. Denn schnell stellt sich heraus, dass nicht nur die Kolonialzeit tiefe Spuren in Afrika hinterlassen hat, sondern dass auch der Anfang in eine selbstbestimmte Zukunft schwierig ist. Die von den Europäern willkürlich gezogenen Staatsgrenzen sorgen für Streit.
Demokratisches Bewusstsein fehlt
Die Kolonialmächte hatten außerdem die schwarze Bevölkerungsmehrheit von der Verwaltung ausgeschlossen und somit die Herausbildung eines demokratischen Bewusstseins verhindert. In vielen Ländern übernehmen Diktatoren oder Militärchefs die Regierungsgewalt.
Ökonomisch angeschlagen: Kolonien als Rohstofflieferanten missbraucht
Auch ökonomisch stehen die afrikanischen Staaten vor großen Problemen, weil die Kolonialmächte keine verarbeitende Industrie aufgebaut, sondern "ihre" Kolonien als Rohstofflieferanten missbraucht und ausgeplündert hatten. Dieser Umstand sorgt dafür, dass die afrikanischen Staaten weiterhin als Rohstofflieferanten und Lebensmittelproduzenten am Weltmarkt agieren und von den dort gezahlten Preisen abhängig sind.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker und Afrikawissenschaftler Andreas Eckert spricht über den Beginn der Dekolonisation Afrikas.
- Der Kölner Historiker Fabian Klose beschäftigt sich mit den Menschenrechtsverletzungen, die während der Dekolonisation begangen worden sind.
- Der Buchautor und ehemalige Afrika-Korrespondent Bartholomäus Grill beschreibt den großen Fußabdruck, den die Geschichte der Kolonisation Afrikas durch weiße Europäer hinterlassen hat.
- Veye Tatah ist Chefredakteurin der Zeitschrift "Africa Positive" und beschreibt, wie sehr der afrikanische Kontinent noch unter den Folgen der Kolonisation zu leiden hat.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert den "Wettlauf um Afrika", der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu geführt hat, dass kaum ein Quadratkilometer Afrikas nicht von den Kolonialmächten besetzt war.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries berichtet über das Ende der Kolonialherrschaft in Togo.