Deepseek ist eine neue KI aus China, sie ähnelt ChatGPT. Die ersten Testergebnisse zeigen jedoch eine vergleichbare oder sogar bessere Leistung – bei geringeren Hardware-Anforderungen. Und darauf haben die Börsen am Montag reagiert.

Die in China entwickelte Künstliche Intelligenz Deepseek ist offensichtlich auf dem besten Weg, bisherigen Branchengiganten wie ChatGPT (OpenAI, Beteiligung von Microsoft), Llama (Meta) oder Gemini (Alphabet) den Rang abzulaufen. Etwa einen Monat nach Veröffentlichung des Prototyp-Modells Deepseek V3 veröffentlichte eine chinesische Forschungsgruppe Mitte Januar bereits ein Update: das neue KI-Modell Deepseek R1. Der Lauch sorgte für eine Verschiebung der Machtverhältnisse an den Börsen.

Hinweis: Eine früheren Version dieses Beitrags hatte die Überschrift "Chinesische KI Deepseek lässt Kurse von Meta und OpenAI fallen". Das ist nicht korrekt. OpenAI ist nicht börsennotiert. Betroffen war hingegen der Chipkonzern Nvidia.

Nvidia-Aktie verliert historisch

Größter Leidtragender ist die Aktie des US-Chipkonzerns Nvidia, dessen Werte im Nasdaq um 17 Prozent auf 118,42 Dollar fielen. Damit verlor der Chipkonzern auf einen Schlag 589 Milliarden Dollar – der höchste Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street. Bereits den Prototyp V3 von Deepseek bewerteten Nutzende äußert positiv. Im App-Store von Apple steht die Software an der Spitze. Das R in der neuesten Fassung der AI steht für "Reasoning", also nachdenkend.

"Das Feature 'nachdenkend' wurde erst kürzlich bei den GPT-Modellen von OpenAI eingeführt. Das Modell gibt aus, wie es zu Antworten kommt."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Das Reasoning der chinesischen ChatGPT-Alternative funktioniert Expertentests zufolge erstaunlich gut: R1 ist demnach auf der Höhe der neuesten "Reasoning"-Modelle von OpenAI. Deepseek ist wie Llama frei als Open Source verfügbar. "Du kannst es also erst mal kostenlos ausprobieren und nutzen auf der Programmierer-Webseite", sagt unser Netzreporter. Das Tool lässt sich aber auch downloaden, dann ist es auf dem Endgerät nutzbar.

"Mindestens vergleichbar" mit ChatGPT & Co.

Die Entwickler aus China behaupten, dass Deepseek mindestens eine vergleichbare, wenn nicht sogar bessere Leistung als die vorhandenen Topmodelle bringt. Es brauche eine geringere Hardware-Leistung und arbeite dabei effizienter, so die Entwickler.

Wenn die Behauptungen der Macher wirklich zutreffen, wäre das "natürlich ein Kracher", sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Die Ankündigungen könnten der Grund sein für die vorübergehende Verschiebung der Machtverhältnisse an der Börse.

"Big Player investieren hunderte Milliarden in KI, bei Trumps Amtsantritt kam dieses 500-Miliarden-Projekt 'Stargate'… und dann kommen die Chinesen und können das alles angeblich für viel billiger?"
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ob die Versprechungen von den Deepseek-Entwicklern wirklich der Wahrheit entsprechen, kann Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat nicht sagen. Es kursieren Vermutungen, denen zufolge Deepseek mit abgespeckten Modellen bereits vorhandener "Large Language Models" (LLMs) arbeitet. Ein LLM ist ein KI-Programm, das neben anderen Aufgaben auch Text generieren kann.

Im Extremfall könnten das vielleicht sogar abgespeckte ChatGPT-Trainingsmodelle gewesen sein, die dann mit anderen Funktionen aufgepeppt wurden. Die gehypte App sieht auf den ersten Blick auf Apple-Smartphones der von OpenAI ziemlich ähnlich – einziger Unterschied: Die Abfragen gehen über chinesische Server.

Deepseek im Nova-Test

"Bei mir hat übrigens die Registrierung nicht geklappt", ärgert sich unser Netzreporter. Deswegen installierte er Deepseek auf seinem Computer, was etwas "Know-how erfordert", sagt Michael Gessat. In seinem Deepseek-Blitztest war er dann allerdings alles andere als begeistert von der Arbeit der chinesischen KI: "Deepseek meint zum Beispiel, dass Deutschlandfunk Nova zur Deutschen Welle gehört und klassische Musik spielen würde."

Er wies die KI auf den Fehler hin, worauf sie sich entschuldigte – allerdings führte die Korrektur Deepseek trotzdem nicht auf die richtige Spur. Stattdessen fantasierte sie weiter und sprach Deutschlandfunk Nova nun 80er-Jahre-Musik zu.

"80er-Jahre-Musik spielt Deutschlandfunk Nova ja nun wirklich auch nicht."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Erneut korrigierte unser Netzreporter die KI. "Daraufhin sendete mir Deepseek einen pseudo-selbstreflektiven Emo-Text in Englisch, dass der User, also ich, wohl gerade angepisst ist." Immerhin sei die Entschuldigung in gutem Deutsch gewesen, so Michael Gessat.

Das – vorläufige – Fazit unseres Netzreporters: "Deepseek ist so gut wie die anderen KIs, aber auch kein Überflieger." Für Michael Gessat bleibt die Frage, ob das mit den niedrigen Hardware-Anforderungen stimmt. Falls ja, könnten die anderen Anbieter diese problemlos übernehmen. Die Panik an der Börse war also vermutlich ziemlich übertrieben. Dieser Meinung sind auch die Fachleute von FAZ Online.

Shownotes
Künstliche Intelligenz
Chinesische KI Deepseek lässt Kurse von Tech-Werten fallen
vom 28. Januar 2025
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter