Deadlines können stressen. Statt uns weiter zu überfordern, kann es sich lohnen, um eine Fristverlängerung zu bitten. US-Forschende fordern sogar, Hochschulen und Co. sollten das Verschieben von Deadlines konsequenter anbieten.
Wenn die Abgabefrist immer näher rückt, bei der Arbeit aber kein Ende in Sicht ist, versuchen es die einen mit literweise Kaffee und die anderen mit schlaflosen Nächten. Eine andere Lösung: die Deadline nach hinten zu verschieben. Durch die gewonnene Zeit wird die Arbeit sogar besser beziehungsweise man bekommt bessere Noten. Zu dem Ergebnis kommen US-Forschende der Ohio State University und Harvard University in einer Studie.
Dafür haben sie neun Studien mit insgesamt rund 5000 Schüler*innen, Studierenden und Arbeitnehmer*innen durchgeführt. Manche Studien basierten auf den Auswertungen von Daten aus dem Leben der Teilnehmenden. Andere haben mit künstlichen Settings gearbeitet.
Zusätzliche Zeit wird auch genutzt
In einem Versuch sollte zum Beispiel ein Dozent die Arbeiten der Teilnehmenden bewerten. Darunter waren einige Arbeiten, bei denen die Teilnehmenden um eine Fristverlängerung gebeten hatten. Welche das waren, wusste der Dozent allerdings nicht. Es zeigte sich: Die Arbeiten, die später eingereicht wurden, hat der Dozent in den meisten Fällen besser benotet. Die Teilnehmenden haben die zusätzliche Zeit offenbar genutzt und konnten ihre Arbeit optimieren.
Frauen fragen seltener nach Fristverlängerungen
Gleichzeitig haben die Forschenden festgestellt, dass im Schnitt mehr Männer nach einer Fristverlängerung gefragt haben als Frauen. Bei den Männern waren es fast doppelt so viele. Später haben die Frauen angegeben, sie haben darauf verzichtet, die Deadline nach hinten zu verschieben, damit ihr Team durch sie nicht mehr Arbeit hat.
"Frauen hatten häufiger das Gefühl, als inkompetent angesehen zu werden, wenn sie nach einer Fristverlängerung fragen."
Sie hatten auch die Sorge, sie könnten bei Nicht-Abgabe inkompetent wirken. Das wiederum habe einen Einfluss auf ihre mentale Gesundheit: Laut der Forschenden sei es bei den Frauen häufiger zu Überforderung oder einem Burn-out gekommen als bei den Männern.
Verlängerungen besser kommunizieren
Die Studienautor*innen schlagen vor, Fristverlängerungen zu vereinfachen und sie in Schulen, Universitäten und Firmen deutlicher als Möglichkeit zu kommunizieren. Das würde die Scham und Sorge nehmen, durch eine Fristverlängerung negativ aufzufallen.
Als Beispiel nennen sie die Vorgehensweise einer Online-Hochschule, von der sie in einer der neun Studien Daten ausgewertet haben. Dort hatten Studierende vier Mal im Semester die Möglichkeit, eine Deadline jeweils für 24 Stunden zu verschieben. Hier fiel der Unterschied zwischen den Geschlechtern weg: Frauen und Männer haben die Fristverlängerung fast gleich viel genutzt.