David Mayonga ist in der bayerischen Provinz groß geworden. Seine Mutter kommt aus Deutschland, sein Vater aus dem Kongo. Immer wieder ist ihm Rassismus begegnet. Über seine Erfahrungen hat er ein Buch geschrieben. In Deutschlandfunk Nova erzählt er, warum wir hier in Deutschland mit dem Thema Rassismus längst nicht durch sind und was ihn an der Frage "Woher kommst du?" so stört.
Eine Skala von 1 bis 10 reicht nicht aus, um zu beschreiben, wie sehr David Mayonga die Frage "Woher kommst du?" nervt. Die Frage verdient auf der Skala eine 11, sagt er. Und zwar nicht, weil die Leute etwas über ihn wissen möchten. Sondern weil sie sich hinter der Frage verstecken, meint er. Die Antwort "Markt Schwaben" werde nicht akzeptiert. Viele brauchten einfach eine Schublade, in die sie ihn stecken können. "Die Leute sind fast glücklich, wenn ich irgendwann sage: Okay, mein Vater kommt aus Kongo". Aber noch nie habe jemand nachgefragt, aus welchem Kongo überhaupt.
"Die Frage 'Woher kommst du?' ist per se nicht rassistisch. Aber das Nicht-Akzeptieren der Antwort."
David Mayonga ist 1981 geboren und in der Nähe von München aufgewachsen. Er spricht perfekt Bayerisch, hat Sozialpädagogik studiert, macht als Roger Rekless Musik und arbeitet als Radiomoderator für den Bayerischen Rundfunk.
Viele persönliche Geschichten
Über seine Erfahrungen, Anfeindungen und Alltagsrassismus hat David Mayonga ein Buch geschrieben."Ein Neger darf nicht neben mir sitzen" heißt es - ein ziemlich provokanter Titel für ein Buch, den er absichtlich gewählt hat. Denn er wollte kein bequemes, kein schönes Buch schreiben. Keines, an dem man einfach vorbei geht. "Ich wollte, dass es dasselbe auslöst wie bei mir", sagt er.
Was David Mayonga wundert: Auch Menschen, die von sich selbst behaupten, keine Rassisten zu sein, stellten die Frage nach der Herkunft oft gleich zu Beginn des ersten Gesprächs. Vielleicht denken sie nicht wirklich darüber nach, dass diese Nachfragerei verletzend sein kann, meint er.
"Ich bin nicht nur aus Deutschland - ich bin ein Bayer."
Immer wieder in seinem Leben sei es ihm passiert, dass man ihn als "anders" abgestempelt habe, dass man ihm Attribute zuschrieb, die er selbst an sich nicht kannte. Und trotzdem musste er sich mit diesen Stereotypen auseinandersezten, denn er wurde ja damit konfrontiert.
Der schwarze Junge im Ort
Als einziger schwarzer Junge im Ort fällt man zwangsläufig auf, sagt David Mayonga über seine Kindheit. Das habe es manchmal schwierig für ihn gemacht. Die Grundschule musste er einmal wechseln. An anderen Schulen sei das Klima aber besser gewesen. Und er hat es auch erlebt, dass ältere Schüler sich für ihn einsetzen, wenn dumme Kommentare zu seiner Hautfarbe kamen, erzählt er.
"Meine Mutter war die einzige Frau im Ort, die einen schwarzen Mann geheiratet hat. Das war am Anfang total schlimm."
"Das ist ja heute nicht mehr so schlimm wie früher mit dem Rassismus" - diesen Satz würde David Mayonga so nicht gelten lassen. Seine jüngeren Geschwister hätten ähnliche Erfahrungen gemacht wie er. Mit seinem Buch will er zeigen, dass wir gesellschaftlich noch lange nicht über das Thema Rassismus hinweg sind. Und dass wir darüber reden müssen - gerade jetzt, "wo nationalistische Stimmen immer lauter werden."
Warum wir immer noch über Rassismus reden müssen
DEN Rassismus gibt es für David Mayonga ohnehin nicht. Rassismus erfahre jeder anders, meint er. Ein Mann beispielsweise anders als eine Frau. Was der eine als verletzend oder beleidigend empfinde, mag für den anderen akzeptabel sein. "Rassismus ist ein vielschichtiges Problem", sagt er. Sein Buch soll uns allen eine persönliche Sicht auf die Dinge zeigen.
"Ich als großer dunkelhäutiger Mann erlebe einen anderen Rassismus als eine kleine dunkelhäutige Frau."
Im Gespräch erzählt David Mayonga noch mehr - über Polizeikontrollen, über die Trennung von seinem Vater, und wie wichtig Rap für ihn als Jugendlicher war.
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