Zweite Runde: Whatsapp versucht wieder, die Zustimmung zu den neuen Geschäftsbedingungen zu erzwingen. Unserer Reporterin will die Whatsapp-App löschen.
Whatsapp fordert gerade Nutzerinnen und Nutzer dazu auf, den neuen Geschäftsbedingungen zuzustimmen. Wer das nicht tut, kann den Facebook-Dienst voraussichtlich ab dem 15.05.2021 nicht mehr nutzen. Das ist bereits der zweite Versuch des Unternehmens, diese Zustimmung zu erzwingen. Die erste Runde endete im Januar 2021 mit einem Shistorm.
Viele Nutzer und Nutzerinnen waren damals zu dem Messenger-Dienst Signal gewechselt. Whatsapp gab nach und verschob die Zustimmungsfrist. Der Ärger und die Aufregung werde sich voraussichtlich wiederholen, vermutet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte und verweist auf einen Aufruf bei der Campaining-Platform Campact.
"Ich würde sagen, der nächste Shitstorm läuft an. Bei Campact läuft eine Kampagne, die die Whatsapp Mutterfirma Facebook auffordert, das Ausrollen der neuen Nutzungsbedingungen zu stoppen."
Den Aufruf dort haben bereits mehr als 200.000 Menschen unterzeichnet (Stand 07.05.2021). Martina stellt fest, dass in den letzten Tagen einige Bekannten und Freunde plötzlich auch ein Signal-Konto haben. Auch auf Twitter verbreiten sich Aufrufe, zu anderen dateschutzfreundlichen Messenger-Alternativen wie Signal oder Threema.
Was sich durch die neuen Nutzungsbedingungen bei Whatsapp ändere, sei selbst für ausgewiesen Datenschutz-Nerds kaum nachzuvollziehen, sagt Martina: "Die Erklärungen von Whatsapp sind kryptisch und auf vielen verlinkten Unterseiten versteckt."
Datenweitergabe an Facebook
Zum Teilen der Whatsapp-Daten mit Facebook schreibt Whatsapp: "Deine Zustimmung zu den neuen Nutzungsbedingungen gibt Whatsapp keinerlei zusätzliche Berechtigungen, Benutzerdaten mit unserem Mutterunternehmen Facebook zu teilen."
Auf einer gut versteckten Infoseite steht, dass Whatsapp Daten wie die Telefonnummer und die Gerätekennung sowie einige Nutzerinformationen schon seit Längerem mit anderen Facebook-Unternehmen teilt. Angeblich aber nicht, um passgenaue Werbung zu platzieren.
Whatsapp setzt auf Bequemlichkeit
Klaus Palenberg von Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hatte sich schon im Januar 2021 darüber geärgert, dass Whatsapp an keiner Stelle zentral offenlegt, was das Unternehmen mit den Daten macht. Whatsapp scheint darauf zu setzten, dass die meisten Nutzenden ohnehin keinen Bock haben, sich damit zu beschäftigen und zustimmen werden, ohne zu wissen, was ihre Zustimmung bedeutet.
Konten derjenigen, die nicht zustimmen, werden ab dem 15. Mai nur noch eingeschränkt funktionieren.
Für Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte ist klar, dass das Thema am Ende ohnehin juristisch entschieden wird. Vor dem Europäischen Gerichtshof läuft ein Verfahren darüber, in welchem Umfang Facebook Nutzerdaten mit seinen anderen Diensten Whatsapp und Instagram zusammenführen darf. Eine Auseinandersetzung zwischen Facebook und Bundeskartellamt läuft bereits seit rund zwei Jahren.
"Ich habe schon die Entscheidung getroffen, Whatsapp zu ditchen. Vielleicht gehen so viele, dass Whatsapp ein zweites Mal einknickt und alles beim alten bleibt."