660 Cookies setzt die "Kleine Zeitung" aus Österreich bei ihren Nutzern. Und zwar nicht erst, nachdem der Bestätigen-Haken geklickt wurde. Der Netzaktivist Wolfie Christl wirft dieser und anderen Online-Zeitungen vor, den Datenschutz der Leserinnen und Leser nicht ernst zu nehmen.
Begonnen hat die Cookie-Debatte mit einem Tweet von Netzaktivist Wolfie Christl. Der zeigte sich schockiert darüber, dass die "Kleine Zeitung" insgesamt 660 Cookies auf den Rechnern ihrer Nutzerinnen und Nutern speichern möchte, die ihre Seiten ansurfen. 660 Cookies - das bedeutet die Übertragung von personenbezogenen Daten an Hunderte Drittfirmen. Darin enthalten personalisierte Daten über das Surfverhalten. Und das schon bevor beim Zustimmugsbanner auf "OK" geklickt wurde.
Die "Kleine Zeitung" ist da ein Extremfall. Längst nicht alle Online-Zeitungen platzieren diese Masse an Cookies auf den Rechnern ihrer Leserinnen und Leser. Trotzdem: Das Grundproblem betrifft viele Online-Angebote von Zeitungen, in Österreich wie in Deutschland.
"Wenn ich mir die Liste der Cookies bei deutschen Zeitungen anschaue, werden da ebenfalls massenhaft Daten verschickt."
"Das Problem ist vor allem, dass nicht transparent ist, wohin welche Daten geschickt werden, sobald die Erlaubnis erteilt wurde, Cookies zu setzen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll. Es wird lediglich darüber informiert, dass generell Cookies gesetzt werden und gefragt, ob das OK sei für den Nutzer. Im Gegensatz zur Online-Ausgabe der Zeitung "Der Standard", wo Nutzer lediglich den OK-Button klicken können, gibt es bei der "Kleinen Zeitung" immerhin die Möglichkeit, sich über "Einstellungen" anzusehen, welche Cookies versendet werden.
Doch ein Problem bleibt: Bevor man sich die Einstellungen ansehen kann, sind schon Daten an Drittfirmen übertragen worden.
Keine Cookies, keine Artikel
Bei den gesetzten Cookies geht es vor allem um Nutzerdaten, die zu Werbezwecken genutzt werden. Wolfie Christl nennt zum Beispiel das Unternehmen Quantcast, einem der international größten Player im Anzeigengeschäft. Das Unternehmen sammelt Daten von mehr als 100 Millionen Seiten und Apps. Wolfie hat bei diesem Unternehmen eine Selbstauskunft über die vergangen drei Monate Surfen ohne Adblocker angefordert. Er hat eine Liste mit mehr als 13.000 Website-Besuchen erhalten. Damit weiß Quantcast ähnlich viel über uns wie Google oder Facebook.
Angebote ohne Cookies zu nutzen, ist oft nicht möglich. Wer also in den Browsereinstellungen angibt, dass er keine Cookies akzeptiert, einen Adblocker nutzt oder im Privatmodus surft, kann viele Online-Angebote von Zeitungen schlicht nicht oder nur sehr schwer nutzen. Google will zudem mit dem Chromebrowser in Zukunft die Arbeit der Adblocker noch erschweren.
"Solange das Anzeigengeschäft im Internet so funktioniert wie zurzeit, wird sich am Cookie-Sammeln nicht viel ändern."
Im Prinzip können wir Nutzer dem Datentracking also kaum entkommen. Das belegt auch ein Artikel der Washington Post. Die Redaktion hat einen Selbstversuch gemacht, um herauszufinden, wie viele Daten ein iPhone an Drittparteien sendet. Das Ergebnis: 1,5 GB Daten in einem Monat. Also je nach Tarif die Hälfte des Inklusivvolumens.