Über anderthalb Jahre lang hat Google seinen Kunden vorenthalten, dass in der Alarmanlage der Firma Nest, die zur Hardware-Abteilung von Google gehört, ein Mikrofon eingebaut ist. Wird Google immer mehr zum Schnüffelkonzern?
Vor fünf Jahren kaufte sich Google für satte 3,2 Milliarden US-Dollar das Unternehmen Nest Labs Inc. Die Übernahme des Herstellers für Thermostat- und Rauchmelder war die zweitteuerste der Google-Geschichte. Jetzt ist Nest für negative Schlagzeilen verantwortlich, die Google an einer empfindlichen Stelle treffen: In Nest-Geräten wurden nämlich Mikrofone verbaut, von denen die Nutzer bislang nichts wussten.
"Google schnüffelt schon immer in unseren Daten herum und verdient damit am Ende viel Geld."
Google sei zwar schon lange an unseren Daten interessiert. Bei Nest sei aktuell aber tatsächlich einiges schiefgelaufen, so unser Netzreporter. Seit Ende 2017 gibt es die Alarmanlage Nest Secure in den USA schon zu kaufen. Erst jetzt allerdings hat Google die Info nachgeliefert, dass in der Basisstation ein Mikrofon verbaut ist.
Aufgeflogen ist das pikanterweise durch eine PR-Kampagne für die Alarmanlage: Google hat nämlich jüngst verkündet, dass sich das System mit dem Google-Assistenten bedienen lasst. Und die User haben sich dann zu Recht gefragt, wo denn dann das Mikrofon dafür ist.
Google beschwichtigt
Google verteidigt sich und sagt, sie hätten einfach nur vergessen, die Käufer über das Mikrofon aufzuklären. Das sei nie als Geheimnis gedacht gewesen. Außerdem müsse das Mikrofon ja auch erst mal aktiviert werden, bevor es überhaupt belauschen kann. Standardmäßig aktiviert sei es nämlich nicht.
Ob das glaubwürdig ist, sei schwer zu beurteilen, sagt unser Netzreporter. Einerseits sei das Mikrofon keine Überraschung bei einem Gerät, das mit dem Google-Assistenten zu bedienen sein soll. Andererseits, so twittert auch Karissa Bell vom Tech-Blog Mashable, sei es schwer zu glauben, dass Google tatsächlich vergisst, so etwas zu erwähnen.
Smarte Lautsprecher zählen inzwischen zur Standard-Einrichtung von Wohnungen. Google, Amazon und Apple lauschen also in vielen Wohnungen quasi schon standardmäßig mit, sagt Andreas Noll. Und es sei davon auszugehen, dass die Mikrofone über kurz oder lang auch in anderen Produktkategorien eingebaut werden.
Kein sensibler Umgang mit dem Thema Datenschutz
Das Bewusstsein für die Problemlage sei bei den US-Firmen aber nicht gerade ausgeprägt.
"Der Fall zeigt: Die Sensibilität für das Thema ist bei den US-Konzernen sehr gering."
"Die USA sperren Huawei-Produkte wegen angeblicher Spionagekomponenten und amerikanische Firmen verfahren genauso", schreibt dazu passend Spiegel Online. In Deutschland gibt es die Nest-Alarmanlage übrigens noch nicht zu kaufen. Und auch in den bereits erhältlichen Kohlenmonoxid- und Rauchmeldern ist offenbar kein Mikrofon verbaut. Heißt es.
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