Konzerne wie Google, Meta oder Apple sammeln unsere Daten. Sie tracken vieles, was wir in unsere Geräte eintippen. Ein Verein in Berlin befreit Handys von den Datenkraken.
Sie wissen, wonach wir suchen, wohin wir fahren, was wir fotografieren oder wie viele Schritte wir am Tag gehen: Mit unseren Daten verdienen die Tech-Konzerne viel Geld. Von unseren Computern, Tablets und Handys sammeln sie die Daten, werten sie aus und erstellen Profile von unserem Nutzer*innenverhalten.
Was Google, Meta oder auch Apple aber genau mit unseren Daten machen, bleibt offen. Der Berliner Verein Topio möchte Handys und ihre Nutzer*innen vom Daten-Tracking befreien.
"Die Intention ist, Daten und Privatsphäre für jeden Menschen zugänglich zu machen."
Dafür installieren die Aktivist*innen allen, die möchten, ein trackingsfreies Betriebssystem auf ihr Gerät. Anders als die vorinstallierten Betriebssysteme soll es keine Infos an zum Beispiel Google senden. Die Aktivist*innen sprechen hier von Flashen. "Die Intention ist, Daten und Privatsphäre für jeden Menschen zugänglich zu machen", erklärt Michael Wirths, Initiator des Vereins.
Handys "entgoogeln"
Damit sie das neue Betriebssystem "Lineage OS" auf den Handys installieren können, entsperren die Aktivist*innen zuerst den sogenannten Bootloader. Das ist quasi die Sicherheitstür des Handys und bei jedem Betriebssystem anders. Den Bootloader selbst zu entsperren, ist für Laien schwer bis gar nicht möglich, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Robert Ackermann. Im Netz gibt es dafür zwar Anleitungen, aber die sind nicht so einfach zu verstehen, findet Robert.
Zudem funktioniert das Flashen auch nicht mit jedem Handy. Bei Android-Geräten ja, bei Apple-Geräten geht es nicht. Wer aber das trackingfreie Betriebssystem auf seinem Handy hat, der kann auch auf den alternativen App-Store F-Droid zugreifen. Dort finden sich viele Apps, die ebenfalls auf das Sammeln von Daten verzichten wie das E-Mail-Programm K-9.
"Es ist natürlich ein Kampf gegen Goliath."
Trackingfrei vs. besseres User-Erlebnis
Wenn wir trackingfreie Apps im Alltag benutzen, kann das anfangs erst ungewohnt für uns sein. Denn: Sowas wie Stauauskünfte in Echtzeit liefern die trackingfreien Apps nicht – eben weil sie keine Daten sammeln.
Bisher haben die Aktivist*innen rund 80 Geräte trackingfrei gemacht. Aktivist Moritz ist trotzdem optimistisch. "Es sind nur ein paar Geräte gegen Millionen und Abermillionen von Geräten, die jedes Jahr neu an Kunden ausgeben werden. Aber jedes Gerät, das ausgebrochen ist aus dem System, ist wieder ein Gerät mehr", sagt er. Er und seine Kolleg*innen hoffen, dass sich das Bewusstsein der Handynutzer*innen grundsätzlich im Laufe der Zeit wandeln wird.