Nordamerikanische Präriewühlmäuse sind ihren Partnern über den Tod hinaus treu. Kein anderes Tier auf der Welt hält so die Treue.
In Sachen Treue sieht es im Tierreich mies aus. Freilandstudien, aber auch Laboruntersuchungen und Gentests zwischen Elterntieren und Nachkommen zeigen, dass der weitaus größte Teil aller Tiere polygam lebt. So sind bei den Vögeln gerade mal 4 Prozent der Arten ein Leben lang treu. Bei den Säugetieren leben nur 1 bis 2 Prozent monogam.
Dauersex am Beginn der Partnerschaft
Präriewühlmäuse dagegen leben streng monogam. Die "Einehe" beginnt mit einer bis zu vierzigstündigen Dauerkopulation. Im weiteren Verlauf des rund zweijährigen Wühlmauslebens sind die beiden Partner unzertrennlich und tauschen bei jeder Gelegenheit Zärtlichkeiten aus.
Nach außen grenzt sich das Wühlmauspaar deutlich ab und verteidigt sein Revier sehr aggressiv gegenüber Konkurrenten. Selbst über den Tod hinaus sind die Präriewühlmäusen treu. Denn "Witwer" oder die "Witwe" bleiben nach dem Tod des Partners alleine.
Präriewühlmäuse haben mehr "Bindungshormone"
Verantwortlich für die lebenslange Treue der Präriewühlmäuse sind zwei Hormone: Vasopressin und Oxytocin. Vasopressin wirkt positiv auf das Sozialverhalten und auf die Paarbindung ein. Das sogenannte "Kuschelhormon" Oxytocin beeinflusst ebenfalls das Sozialverhalten, aber stärkt auch das Vertrauen.
Außerdem fanden Wissenschaftler im Gehirn der männlichen Präriewühlmaus viel mehr Rezeptoren für Vasopressin und bei den Weibchen viel mehr Bindungsstellen für Oxytocin als bei den polygamen Wiesenwühlmäusen. Zudem reagieren diese Rezeptoren auch empfindlicher auf das jeweilige Hormon.
Treue-Gen
Amerikanische Forscher haben vor einigen Jahren das Gen, das für die Bildung dieser Rezeptoren verantwortlich ist, aus den treuen Präriewühlmausmännchen auf die untreuen Wiesenwühlmausmänner übertragen. Und tatsächlich waren die Wiesenwühlmäuseriche dann auch alle ganz treu. Der umgekehrte Fall wurde bisher noch nicht unternommen.
In einer anderen Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass diese Supertreue der Präriewühlmäuse jedoch unter Alkoholeinfluss, zumindest teilweise, ausgeschaltet wird. Alkoholexperimente lassen sich mit Präriewühlmäusen relativ einfach durchführen, da sie ausgesprochen gerne Alkohol trinken und ihn mitunter sogar reinem Wasser vorziehen.
Im Suff setzt die Treue bei den Männchen aus
Männchen und Weibchen reagieren aber ganz unterschiedlich unter Alkoholeinfluss. Während Weibchen nach reichlichem Alkoholkonsum offenbar eine noch stärkere Bindung zu ihrem Partner verspüren, neigen betrunkene Präriemausmänner zum Fremdgehen. Warum das so ist, ist noch nicht erforscht.
Präriewühlmäuse sind in den nordamerikanischen Prärien zu Hause. Dort sind die kleinen Nager allerdings nicht gerade beliebt, denn sie buddeln unter den Felder. Die Farmer verfolgen sie deshalb als "Schädlinge".
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