Es gibt mehrere Insektenarten, die sich selbst zur Explosion bringen, wenn Angreifer sich ihrem Nest nähern. Wie und in welchen Situationen sich die Kohlblattlaus, die Kamikazeameise oder die Termite selbst ein Ende setzen, um ihren Nachwuchs zu schützen, weiß Mario Ludwig.
Die explodierende Kohlblattlaus
Kohlblattläuse leben oftmals in Kolonien aus mehreren Hundert Individuen auf einer einzigen Pflanze. Vor einiger Zeit fanden britische und norwegische Wissenschaftler heraus, dass einzelne Blattläuse ihre Kolonie mit chemischen Waffen gegen Fressfeinde effektiv verteidigen können. Die Läuse verwandeln sich zur Verteidigung in lebende Senföl-Giftbomben. Zur Herstellung des Senföls nehmen die Läuse aus den Kohlpflanzen sogenannte Glucosinolate auf, die sie dann in ihrem Blut anreichern. In ihren Muskeln produzieren die Läuse zudem ein Enzym namens Myrosinase. Dieses Enzym wird durch den Biss eines Fressfeindes freigesetzt. Dadurch wandeln sich die eigentlich harmlosen Glucosinolate in ein giftiges Senföl um. Dieses führt bei den Angreifern zu schweren Verletzungen oder sogar zum Tod. Leider übersteht die Blattlaus diese körpereigene Explosion nicht, rettet aber möglicherweise durch ihre Explosion vielen Artgenossen das Leben.
Die platzende Kamikazeameise
Ein ähnliches Prinzip wenden die sogenannten Kamikazeameisen an. Diese Ameisen der Art Camponotus cylindricus leben in Südostasien und schützen ihre Nester durch eine Art Eigenexplosion. Werden Kamikazemeisen von einem Fressfeind, etwa einem Käfer attackiert, verbeißen sich die Ameisen im Gegner und platzen auf. Ein dabei explosiv freigesetztes Drüsensekret verklebt den Angreifer tödlich. Die Körpersegmente der Ameisen stehen dabei unter einer derart hohen Spannung, dass sie schon bei der geringsten Berührung aufplatzen. Dabei wird ein ganzer Schwall an gelblichen Sekreten freisetzen, die klebrige und tödliche Stoffe beinhalten. Gebildet werden diese Sekrete in den riesigen Kieferdrüsen der Ameisen. Wie bei den Kohlblattläusen überlebt die Ameise selbst die Explosion nicht, schützt aber ihr Nest und damit ihren Nachwuchs vor Fressfeinden.
Termiten mit Sprengstoff-Rucksack
Termiten der Art Neocapritermes taracua leben in Französisch-Guayana in Kolonien mit rund 100.000 Individuen. Die Verteidigung der Kolonie übernehmen zum einen besonders große Tiere, die mit großen und scharfen Mundwerkzeugen ausgerüstet sind und als Soldaten bezeichnet werden. Zum anderen schützen aber auch spezielle Mitglieder der Arbeiterkaste die Kolonie vor Angreifern. Ein tschechisch-japanisches Forscherteam hat herausgefunden, dass einige der Termitenarbeiter einen körpereigenen, blau gefärbten Rucksack auf dem Rücken tragen. Werden diese Rucksacktiere von feindlichen Individuen einer anderen Termitenart angegriffen, sprengen sie einfach ihren Rucksack ab. Darin befindet sich eine Flüssigkeit, die kleine blaue Kristalle enthält. Diese Flüssigkeit ist nicht nur giftig, sondern auch klebrig und lähmt oder tötet den Angreifer. Nach ersten Untersuchungen sind es die blauen Minikristalle, die die toxischen Substanzen enthalten. Für den Rucksackträger allerdings endet die Explosion in jedem Fall tödlich.