Festsitzen in Berlin. Oder doch eher in einer emotionalen Klemme? In Henning Kobers Debütroman "Unter diesem Einfluss" geht es um einen Trip ohne Ende.
Kalt, leer, laut. In Henning Kobers "Unter diesem Einfluss" stromert Janus durch Berlin. Durch den Schnee, die Clubs, die Drogen. Obwohl er weiß, dass er nicht finden wird, was
er sucht: seinen Bruder Bobby. Denn der ist abgehauen.
"Boys don't cry"
In Berlin schmeißt Janus eine Pille nach der anderen ein, verschwindet selbst manchmal in seinen Halluzinationen und liest den Blog seines Bruders. "Finale Hysterie" heißt dieser, Bobby schreibt ihn - vermutlich aus den USA. Abgedreht. Provokativ. Und irgendwie auch für Janus. Zumindest an Bobbys Geburtstag nennt er ihn dort "mein Kleiner" und zitiert The Cures "Boy's don't cry". Spätestens jetzt hält Janus nichts mehr.
Henning Kobers Debütroman beginnt in Berlin. Geschrieben hat er ihn nicht nur dort, sondern auch in Bangkok, Kathmandu und New York. Und so bleibt es nicht dabei, dass sein Protagonist Janus in Berlin festsitzt.
Reise ohne Ende
Er macht sich auf: zunächst in das fast absurde Setting von Tropical Island, einer künstlichen Badelandschaft in der ehemaligen Cargolifter Werfthalle. Von da aus nach London, der Himalaja, Kardamili in Griechenland, bald Los Angeles, später New York. Jeder Ort ist anders. Mal Großstadtchaos, mal Strandidyll.
Alles, um aus dem emotionalen Festsitzen herauszukommen. Vielleicht dem Bruder näher zu kommen - und dem Trip in sich loszukommen. Doch der wird scheinbar nur stärker: Schreckliche Träume, endlose erträumte Zwiegespräche mit dem Bruder. Nimmt die Reise ein Ende? Oder bleibt sie so wie Janus sich fühlt: ziellos.
Das Buch "Unter diesem Einfluss" von Henning Kober ist bei S.Fischer erschienen und auch als eBook erhältlich.