In "Kein schönerer Ort" schreibt Manichi Yoshimura indirekt - und eindrücklich - über die Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima von 2011.
"Kein schönerer Ort" erschien in Japan im Januar 2014. Anlass des Schreibens waren der Tsunami und die Reaktorkatastrophe in Fukushima vom 11.3.2011.
Zwar sagt Manichi Yoshimura in seinem Roman nie genau, welches Unglück im fiktiven Küstenort Umizuka geschehen ist. Doch schnell wird klar, dass es vergessen werden soll, mit allen Mitteln. Das Unglück wird kollektiv weggeregelt.
"Wenn ihr ins Zentrum des Schmerzes und der Gleichschaltung vordringen wollt, lest unbedingt dieses beeindruckende Buch."
Kyoko kann sie auswendig, die zehn Regeln der Klasse 5b. Sie selbst, also Kyoko und die anderen Kinder, haben diese Regeln beschlossen, aufgeschrieben und dort oben aufgehängt. Zehn Regeln, die eine gute Zeit versprechen sollen.
Regeln, die man brechen sollte
Eine der Regeln lautet: Beim Schulessen wollen wir nichts zurückgehen lassen. Weil es aus Umizuka kommt, der Stadt, die bis vor acht Jahren nicht bewohnbar war, die aber – angeblich – heute zu den saubersten Städten Japans zählt. Das gesündeste Gemüse wächst hier, sagen alle. Außer Kyokos Mutter. Sie kauft zwar im Supermarkt, was alle kaufen. Aber das Gemüse wirft sie heimlich weg. Auch den rohen Fisch.
Viele Kinder in Kyokos Klasse sind krank. Kyoko beobachtet sie genau, sie werden blasser, sie halten sich die Bäuche, sie fehlen ein paar Tage – und sterben irgendwann. Und niemand erklärt, warum. Nicht einmal auf der Beerdigung.
Kein schönerer Ort (Originaltitel: Borādo-byō) von Manichi Yoshimura, aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt von Jürgen Stalph, erschienen im cass verlag, 158 Seiten