Nicht nur Waffenhändler oder Kinderschänder: Schätzungen zufolge nutzen ungefähr genau so viele Unbescholtene das Darknet wie Kriminelle. Für manche Aktivisten ist es überlebensnotwendig.
Das Darknet bietet nicht nur Straftätern Sicherheit, es kann auch einen geschützten Raum für Menschen bieten, die in autoritären Staaten leben. In verschiedenen Ländern werden Teile oder sogar das gesamte Netz für die Bevölkerung zeitweilig oder längerfristig gesperrt.
Wer das Netz trotzdem nutzt, muss in diesen Ländern nicht selten mit Gefängnisstrafen oder Schlimmerem rechnen. Für manch einen ist das Darknet somit überlebenswichtig.
Ist jeder, der das Darknet nutzt, gleich ein Verdächtiger? Diese Frage stellte Julia Eikmann auf der Republica in Berlin ihren Gesprächspartnern, die das Darknet beruflich und auch privat nutzen. Die Gesprächsleiterin der Podiumsdiskussion über das Darknet weist auf die vielen Vorteile hin, die dieses "Netzteil" mit sich bringt - wie etwa die völlige Anonymität.
"Werden wir vielleicht völlig selbstverständlich irgendwann alle im Darknet unterwegs sein, weil wir sensibler geworden sind für die allumfassende Überwachung?"
Weder ist es illegal, das Darknet zu nutzen noch ist es schwer, einen Zugang dazu zu finden. Es genügt ein spezieller Browser und schon ist man drin in diesem Teil der Welt, der einen mit fast hundertprozentiger Sicherheit davor schützt, Spuren zu hinterlassen, die nachverfolgt werden können.
"Das ist so eine Art 'Stille-Post-Prinzip'. Am Ende weiß niemand mehr, wer dahintersteckt."
Reporter ohne Grenzen betreibt selbst Server im Darknet, um Verfolgten auf der Welt zu helfen. Deren Mitglied Daniel Moßbrucker schließt nicht aus, dass über diese Knotenpunkte auch Pädophile und Waffenhändler ihren Geschäften nachgehen, doch das nimmt seine Organisation in Kauf.
Schutz vor Verhaftung
Der syrische Bürgerrechtler Ahmad Alrifaee berichtet von Aktivisten, die sofort verhaftet wurden, wenn sie das ganz normale World Wide Web benutzt hatten. Deshalb schwört er aufs Darknet.
"Im Laufe der Zeit fühlt man sich sicher, weil man der Technologie vertrauen kann."
Gelächter und Raunen macht sich im Saal breit, als Oberstaatsanwalt Andreas May von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität über Überwachung spricht.
"Es gibt keine flächendeckende Überwachung. Es gibt keinen Überwachungsstaat. Nein, nein, nein!"
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