• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Es ist eines der größten Flüchtlingslager der Welt und das zu Hause von Hunderttausend Menschen: Dadaab im Osten Kenias. Nach dreißig Jahren sind Geflüchtete und Asylsuchende verzweifelt und frustriert. Eine ganze Generation hat nie irgendwo anders gelebt.

Wohin mit den Menschen in Dadaab? Diese Frage bleibt auch nach fast drei Jahrzehnten unbeantwortet. Was 1991 im ostafrikanischen Kenia als provisorische Zwischenlösung begann, ist heute mit rund 217.000 registrierten Geflüchteten und Asylsuchenden eines der weltweit größten Flüchtlingslager.

Immer wieder plant die kenianische Regierung, das Lager zu schließen, zuletzt im März 2019. Dazu fehlt es aber an Alternativen: Die kenianische Regierung selbst sperrt sich dagegen, die Menschen aus Dadaab aufzunehmen und sie abseits des Flüchtlingslagers leben zu lassen.

Auch weltweit sieht das nicht anders aus: Weder die Nachbarländer Kenias noch andere Staaten haben sich bisher dazu bereit erklärt, die Geflüchteten in ihre Länder zu integrieren. Für die geflüchteten Menschen bedeutet das: Ihr Leben in Dadaab geht weiter.

Dadaab – ein Flüchtlingslager zwischen den Welten

Ursprünglich kommen die meisten von ihnen aus Somalia. Nachdem dort ein Bürgerkrieg Anfang der 1990er Jahre seinen Höhepunkt erreichte, sind viele von ihnen nach Kenia geflohen. 2011 folgte die zweite Welle von somalischen Geflüchteten in ihr Nachbarland – diesmal aufgrund von Dürre und einer Hungersnot.

Auch heute ist die Situation in Somalia noch sehr schwierig, erzählt ARD-Korrespondentin Karin Bensch. Gewalt gehöre für die Menschen hier zum Alltag: Immer wieder kommt es zu Anschlägen der islamistischen Terrorgruppe Al-Shabaab. Das Land sei daher völlig instabil: Die Menschen leben in Armut und haben wenig Hoffnung. Sind sie einmal geflohen, wie nach Dadaab, ist eine Rückkehr für sie nicht wirklich denkbar.

Flüchtlingslager Dadaab
© Brendan Bannon | IOM | UNHCR | dpa
Ein Ausschnitt des Flüchtlingslagers Dadaab von oben

Im Flüchtlingslager in Dadaab scheinen sie besser versorgt zu sein – die Vereinten Nationen betreiben die riesige Siedlung. Dort, wo sich ein weißes Zelt neben das andere reiht, bekommen sie Wasser, Essensrationen und werden medizinisch betreut. Mittlerweile hat sich Dadaab zu einer kleinen Stadt entwickelt: Es gibt Moscheen, Schulen, Märkte, Läden und auch einen Busbahnhof. Seit 2013 hat Dadaab seinen eigenen Radiosender – Gargaar FM.

"Die Siedlung in Dadaab ist riesig: Von oben sehen die Zelte das Flüchtlingslagers wie sehr viele weiße Rechtecke aus."
Karin Bensch, ARD-Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika

Mit dem Radiosender sind die Menschen im eingekesselten Flüchtlingslager ein Stück weit unabhängig – auch von den Vereinten Nationen. Denn sie können zum Beispiel Informationen über das Angebot der BBC beziehen. Gleichzeitig dient Gargaar FM den Menschen als psychische Hilfe: Neben einer Informationsquelle, ist der Radiosender auch ein Mittel der Unterhaltung.

Viele von ihnen fühlen sich eingesperrt und sind frustriert. Es gibt kaum Arbeit beziehungsweise eine Beschäftigung für die Geflüchteten. In den knapp dreißig Jahren sind Menschen in Dadaab geboren und haben dort selbst Kinder bekommen – ein Leben außerhalb der Zeltstadt kennen sie nicht. An ihrer Perspektive scheint sich auch zeitnah nicht viel zu verändern, berichtet Karin Bensch. Viele von ihnen verzweifeln daher immer mehr – sie dürfen das Flüchtlingslager nicht verlassen.

2000 haben die Vereinten Nationen den 18. Dezember als Internationalen Tag der Migranten ausgerufen.

"Diejenigen, die dort geboren wurden und selbst auch Kinder in Dadaab bekommen haben, verzweifeln mittlerweile, weil sie das Camp nicht verlassen dürfen."
Karin Bensch, ARD-Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika
Shownotes
30 Jahre Dadaab in Kenia
Generation Flüchtlingslager
vom 18. Dezember 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Karin Bensch, ARD-Korrespondentin für Ost- und Zentralafrika