Die deutsche Wiedervereinigung steht vor allem auch für das Angleichen von zwei extrem unterschiedlichen Sozial- und Wirtschaftssystemen. Im Zuge der Währungsunion löst die D-Mark die Mark der DDR ab - mit einem Wechselkurs von eins zu sieben.
1990 ist das Jahr der Deutschen Einheit. 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekommen die Deutschen die Chance, sich wieder zu vereinen. Im November 1989 ist mit dem Fall der Berliner Mauer, die 28 Jahre lang die Stadt geteilt hat, der Startschuss gefallen. Nach monatelangen friedlichen Protesten gibt die DDR-Führung in der Nacht des 9. November ihren Widerstand auf und verkündet die lang ersehnte Reisefreiheit.
Aus zwei Systemen wird eins
Nicht einmal ein Jahr später sind die beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 offiziell wieder vereint. Die elf Monate bis dahin haben es in sich: Gesetze müssen angeglichen, Renten und andere Transferleistungen müssen umgestellt und nicht zuletzt zwei extrem unterschiedliche Wirtschaftssysteme miteinander harmonisiert werden.
Dazu gehören auch die beiden Währungen. Aber Ost- und Westmark haben einen Wechselkurs von etwa eins zu sieben. Würde man die beiden Währungen in diesem Verhältnis einander angleichen, würde aus einer Ost-Rente von 1000 Ostmark eine gesamtdeutsche Rente von etwas mehr als 140 D-Mark werden.
Eine Frage des sozialen Friedens
Um das zu verhindern, setzt die Bundesregierung den Wunsch nach sozialem Frieden über ökonomische Kriterien: Transferleistungen wie Renten oder Sozialhilfen werden im Verhältnis eins zu eins umgetauscht, genauso auch ein Sparvermögen von bis zu 2000 Ostmark. Alles, was darüber hinaus geht, wird zu einem ungünstigeren Kurs getauscht.
Ihr hört in "Eine Stunde History":
- Der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel erklärt, warum 1990 die Entscheidung für eine Währungsunion und für einen Umtauschkurs von eins zu eins für die ersten 2000 Ostmark gefallen ist.
- Der erste freigewählte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière erinnert sich an die Debatten über die Währungsunion.
- Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn hält die Währungsunion angesichts der angestrebten Deutschen Einheit im gleichen Jahr für alternativlos.
- Zeithistoriker Marcus Böick geht der Frage nach, ob der Umtauschkurs bei der Währungsunion und die Treuhandanstalt die Wirtschaft der DDR ruiniert haben.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries blickt auf die Verkündung der Währungsunion zurück.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erinnert an das Jahr 1990, in dem sehr viele Entscheidungen sehr schnell getroffen werden mussten.