Beunruhigend, wenn dem Arzt die Maske fehlt. Erst ansprechen und dann vielleicht auch wieder gehen, empfiehlt der Präsident der Ärztekammer Schleswig Holstein.
Auch unter Ärztinnen und Ärzten gibt es Corona-Leugner und solche, die das Virus verharmlosen. Das ist eine sehr kleine Minderheit, ihre einzelne Stimme hat aber Gewicht, weil sie bei Gesundheitsfragen durch ihren Beruf besonders Vertrauen genießen.
Leugnet ein Arzt oder eine Ärztin Corona öffentlich, falle das grundsätzlich in den Bereich der freien Meinungsäußerung, sagt Henrik Herrmann: "Wenn diese Meinung auf die Patientenbehandlung Einfluss nimmt und der Patient eventuell Schaden nehmen kann, dann ist das nicht zu tolerieren."
Herrmann ist Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Sobald aber davon direkt das Verhältnis zu Behandelnden betroffen sei, werde die Ärztekammer aktiv. Die Kammern sind dabei darauf angewiesen, dass sie von Behandelten informiert werden.
"Wenn diese Meinung auf die Patientenbehandlung Einfluss nimmt und der Patient eventuell Schaden nehmen kann, dann ist das nicht zu tolerieren."
Sobald gegen ärztliche Standards verstoßen wird, werden die Vorwürfe geprüft und betroffene Kammermitglieder um eine Stellungnahme gebeten. Im Härtefall kann es zu Geldstrafen oder berufsgerichtliche Verfahren kommen.
Ärzte müssen sich informieren
Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, nach Stand der Wissenschaft zu behandeln. Was Covid-19 angehe, gehörten auch die Verlautbarung des RKI und von Fachgesellschaften dazu, sagt Henrik Herrmann.
Werde eine Behandlung bei Covid-19-Symptomen ohne Mundschutz durchgeführt, sei das nicht in Ordnung. Könne der Behandelnde eine Maske aus medizinischen Gründen nicht tragen, müsse er darauf hinweisen und Abstand halten.
"Der Arzt kann natürlich auch das Virus weitergeben, und deshalb müssen diese Schutzmaßnahmen beachtet werden."
Henrik Herrmann empfiehlt Patientinnen und Patienten zu erfragen, warum der Arzt oder die Ärztin keine Maske trägt. Laute die Antwort: "Nein, Covid-19 gibt es gar nicht. Das ist vollkommen harmlos.", lasse sich das Treffen unmittelbar abbrechen – vorausgesetzt es ist kein Notfall. Henrik Herrmann sagt: "Es gehören immer zwei zu einem Behandlungsvertrag."
Hintergrund: Ärztekammern
Jede Ärztin, jeder Arzt in Deutschland ist Mitglied einer Ärztekammer. In jedem Bundesland gibt es eine - in Nordrhein-Westfalen zwei. Die Kammern organisieren und steuern, was über die alltägliche Arbeit hinausgeht: zum Beispiel Fortbildung, Qualitätssicherung, Statistik, Berufsordnung. Die Ärztekammern nehmen auch Facharztprüfungen ab und sind ganz allgemein eine Interessenvertretung der Ärzteschaft.