In der Pandemie verändern Menschen ihre Gewohnheiten. Das kann die Akzeptanz von IT-Technik erhöhen und bringt manche IT-Abteilung wirklich voran, sagt der Digitalisierungsexperte Gunter Dueck.
Gunter Dueck hat sich schon mit IT-Technik beschäftigt, bevor das Wort Digitalisierung überhaupt geläufig war. Der Mathematiker und Autor hatte als IT-Chef bei IBM bereits 1987 einen E-Mail-Account. Er ist also selbst bereits lange digitalisiert, sagt er.
Während der Pandemie, so fällt ihm auf, sind viele Leute, die sich ein bisschen verweigert oder zurückgehalten hatten, jetzt auf elektronische Hilfsmittel angewiesen. Das bringe sicherlich ein Schub für die Digitalisierung, bei der Nutzung und in den IT-Abteilungen von Unternehmen.
"Es geht gar nicht so sehr um Technologie, sondern um die Akzeptanz von anderen Möglichkeiten."
Für ihn ist das Nutzungsverhalten im Moment entscheidend. Das fange bereits beim bargeldlosen Bezahlen an. Vielleicht die Hälfte derjenigen, die nun ihr Verhalten änderten, blieben im Ergebnis dann auch dabei.
"Es gibt natürlich einen ganz schönen Schub im Benutzungsverhalten."
Für systematische Digitalisierungsvorhaben etwa im Bildungsbereich sieht Gunter Dueck noch reichlich Spielraum. Beispiel Physik: Aufgezeichnete Vorlesungen von Albert Einstein wären selbst als Konserve noch zehnmal besser als die Live-Vorlesung eines durchschnittlichen Professors – ein Argument mit einer langen Geschichte, sagt Gunter Dueck, das sich nun aber langsam durchsetze.
Homeoffice braucht Vertrauen
Was Homeoffice angeht, seien viele Arbeitgeber skeptisch gewesen und hätten den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht getraut. Gunter Dueck hält hingegen die Gefahr von Selbstausbeutung seitens der Menschen, die daheim arbeiten, für realer.
"Trotzdem sind immer noch viele misstrauisch, dass die Mitarbeiter zuhause faul sind. Sie werden jetzt die Erfahrung machen, dass man Mitarbeitern vertrauen kann."
Allein die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, werde die starren Arbeitszeiten ein bisschen weiter aufweichen. Die Arbeitgeber würden dann bemerken, dass sie bei der Bürofläche Geld sparen könnten. Da käme also durchaus eine Veränderung in Gang, meint Gunter Dueck.
Er hält es für realistisch, dass viele IT-Abteilungen jetzt während der Pandemie größere Fortschritte machen als während der letzten 20 Jahre. Es werde nun weniger auf Anträge als auf Ergebnisse geguckt.
"Im Augenblick ist eben Not. Und dann kriegen die IT-Leute einfach noch einmal Geld. Jetzt ist in den IT-Abteilungen anscheinend so eine Macher-Zeit angebrochen."