Das Mainzer Unternehmen Biontech und der US-Pharmariese Pfizer geben an, dass ihr gemeinsam entwickelter Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 bietet. Wie gut ist dieser Schutz? Und wie wirksam sind Impfungen generell, etwa die gegen Grippe oder Masern?
Wir halten gleich zu Beginn fest: Die Daten von Biontech und Pfizer sind nur ein vorläufiges Zwischenergebnis. Sie beruhen auf weniger als einhundert Infektionsfällen unter den mehr als 40.000 Studienteilnehmern. Bis zur Zulassung des Covid-19-Impfstoffes ist es also noch ein langer Weg. Trotzdem gab die Meldung vielen Menschen weltweit Grund zur Hoffnung.
Grund zur Hoffnung
Sollte sich die über 90-prozentige Schutzwirkung bestätigen, wäre das besser als alles, was man zu hoffen gewagt hat, berichtet Sophie Stigler von Deutschlandfunk Nova. Noch im Sommer hatten Fachleute nämlich sehr tiefgestapelt. Der US-amerikanische Immunologe Anthony Fauci zum Beispiel sagte damals, eine Wirksamkeit von 75 Prozent wäre schon toll.
"I believe we'll get an effective vaccine. But we don't know if it'll be 50 percent or 60 percent. Hopefully I'd like to see 75 percent or more."
Bei dem Biontech-Test wurde dem einen Teil der Versuchsgruppe der richtige Impfstoff verabreicht, dem anderen Teil nur ein Placebo. Fast alle Corona-Infektionen fanden danach in der Placebo-Gruppe statt.
Studie noch nicht beendet
Ein kleines Rechenbeispiel zeigt aber, wie schnell sich diese Wirksamkeit auch noch verändern könnte, sagt Sophie Stigler: Gibt es beim nächsten Test nur zehn Infektionsfälle mehr in der Impfgruppe, wäre die Wirksamkeit plötzlich nur noch bei etwas über 80 Prozent.
Je näher die Schutzwirkung eines Impfstoffes an die 100 Prozent heranreicht, desto besser - klar. Die Masernimpfung zum Beispiel ist da mit 98 Prozent schon sehr nah dran. Nach den zwei empfohlenen Pieksern sind etwa 98 Prozent der Menschen immun gegen Masern. Bei der Gelbfieberimpfung sieht es sogar noch besser aus, deren Schutzwirkung liegt bei annähernd 100 Prozent. Bei Polio (Kinderlähmung) liegt sie bei 95 Prozent, bei Pertussis (Keuchhusten) bei 90.
Schutzwirkung variiert
Die Schutzwirkung der Grippeimpfung variiert dagegen von Jahr zu Jahr sehr stark: Mal beträgt sie 60 Prozent, in schlechten Jahren dagegen nur 15 bis 20 Prozent. Das könne etwa dann passieren, wenn sich die Weltgesundheitsorganisation mit ihrer Vorhersage verschätzt, welche Grippeviren wohl in der kommenden Saison unterwegs sein werden, erklärt Sophie Stigler.
Dafür, dass Impfstoffe häufig nicht alle Menschen schützen können, gibt es mehrere Gründe:
- In manchen Fällen reagiert das Immunsystem nicht auf den Impfstoff und bildet keine Antikörper - das kann etwa bei Personen mit einer Immunschwäche der Fall sein
- Manchmal wird der Impfstoff falsch gelagert oder falsch verabreicht
- Das sogenannte sekundäre Impfversagen: Mit den Jahren lässt die Schutzwirkung nach
- Der Impfstoff wurde nicht ideal auf die im Umlauf befindlichen Erreger ausgelegt, etwa die saisonalen Grippeviren (s.o.)
Es bleiben Fragezeichen
Sollte es bei der Schutzwirkung von 90 Prozent bleiben, wären neun von zehn Geimpften gegen Covid-19 immun. Es sei aber wahrscheinlich, dass der Impfstoff bestimmte Altersgruppen besser schützt als andere, sagt Sophie Stigler. Ein junges Immunsystem reagiere etwa häufig besser als ein altes.
Und es gibt noch ein weiteres großes Fragezeichen: Auch wenn die geimpfte Person selbst nicht an Covid-19 erkrankt – vielleicht kann sie das Virus trotzdem weitergeben. In diesem Fall gäbe es noch mehr Leute als jetzt schon, die keine Symptome haben, aber trotzdem ansteckend sein können.