Die Cousinen Rabia und Ezgi leben weit voneinander entfernt und hatten sich aus den Augen verloren. Ein Familienfest schweißte die beiden wieder zusammen. Weshalb Freundschaften zwischen Cousins und Cousinen viel Potenzial haben, erklären ein Demograf und eine Familienberaterin.
Rabia und Ezgi empfinden sich nicht nur als Cousinen, sondern als beste Freundinnen. Das war nicht immer so, weil die beiden über 400 Kilometer voneinander entfernt wohnen. In ihrer Kindheit waren sie noch sehr eng miteinander.
Als Teenager sahen sie sich selten und verloren sich etwas aus den Augen. Lange Zeit hatten die beiden kaum etwas miteinander zu tun. Das änderte sich, als sie bei einer Familienfeier wieder aufeinandertrafen.
"Wenn wir uns sehen, ist es so, wie wenn ich mich mit meiner besten Freundin treffe. Es macht alle Spaß und fühlt sich leicht an."
Seitdem sind die beiden Frauen trotz der großen Distanz unzertrennlich. Ihre Beziehung macht insbesondere aus, dass sie sich gut ergänzen. Und sich gegenseitig unterstützen, wenn eine von beiden mal einen Durchhänger hat, erzählen die beiden Ende-Zwanzig-Jährigen.
Rabia und Ezgi telefonieren täglich – nicht unbedingt, um miteinander zu sprechen –, sondern um einfach Zeit miteinander zu verbringen. Sie teilen sich einen gemeinsamen Tiktok-Account und fahren regelmäßig gemeinsam in den Urlaub. Nie wird ihnen die gemeinsame Zeit zu viel.
"In jeder Lebensphase sind wir eigentlich so ungefähr auf demselben Stand. Und das bringt einen auch näher, weil da wirklich das Verständnis füreinander da ist."
Und demnächst wird es für die Cousinen noch einfacher werden, sich zu treffen, weil Rabia mit dem Ende ihrer Probezeit in ihrem neuen Job vorhat, nach Nordrhein-Westfalen zu ziehen.
Dann wird sie nur noch zwanzig Minuten von ihrer Cousine Ezgi entfernt wohnen. Die beiden planen schon, sich nach der Arbeit im Gym zu verabreden, um möglichst viel Zeit miteinander verbringen zu können.
Mitunter die längsten Beziehungen eines Lebens
Während unsere Großeltern noch durchschnittlich zehn Cousins und Cousinen hatten, liegt die Zahl heute bei ungefähr fünf, sagt der Demograf Thomas Leopold. Das liegt daran, dass die Familiengröße im Verlauf vergangener Jahrzehnte geschrumpft sei.
Wenig erforscht: Stiefkinder der Wissenschaft
Je mehr Cousins und Cousinen vorhanden sind, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass manche von ihnen eine enge Beziehung zueinander entwickeln. Allerdings sind diese Verwandtschaftsbeziehungen immer noch wenig erforscht. Thomas Leopold bezeichnet sie daher auch als die Stiefkinder der Forschung.
"Aus unseren Daten sehen wir, dass allerhöchstens ein Fünftel der Beziehungen zwischen Cousins und Cousinen als ziemlich nah oder sehr nah bewertet werden. Im Vergleich: Zwei Drittel von Geschwisterbeziehung werden so bewertet."
Beziehungen zwischen Cousins und Cousinen seien auch deswegen etwas Besonderes, sagt der Demograf, weil sie – wie auch Geschwisterbeziehungen – das Potenzial haben, zu den längsten Beziehungen unseres Lebens zu werden.
Eine gemeinsame Geschichte durch die Großeltern
Jovita Brose ist Familienberaterin und ist selbst mit sieben Cousins aufgewachsen. Die enge Verbindung zwischen Cousins und Cousinen entstehe durch gemeinsame Erlebnisse in der Kindheit und dadurch, dass man gemeinsame Großeltern hat und dadurch die Familiengeschichte miteinander teilt.
"Mein Cousin weiß, was mein Opa für Macken hatte, und gleichzeitig habe ich mit ihm nie solche Themen gehabt, wie wer oben im Hochbett schläft."
Den Unterschied zu Freunden sieht Jovita Brose darin, dass Freundschaften im Laufe eines Lebens vergehen können, das familiäre Band, das uns mit Cousins und Cousinen verbindet, aber immer bestehen bleibt.
Weniger Streitpunkte zwischen Cousins und Cousinen
Den Unterschied zu Geschwistern veranschaulicht die Familienberaterin mit einem Beispiel: In ihrer Kindheit habe sie sich mit ihren Cousins nie darüber gestritten, wer im Etagenbett oben und wer unten schläft. Viele Streitthemen, die es zwischen Geschwistern gibt, spielen zwischen Cousins und Cousinen oft nicht so eine große Rolle, weiß die Familienberaterin.
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