Seit rund vier Jahren sind Rebecca und Rico ein Paar. Ihre Liebe tragen sie auf Instagram stark nach außen und zeigen sich hier oft eng umschlungen. Die Soziologin Viola Logemann forscht über die Entwicklung der Paarbeziehung in der Gegenwart und erklärt, wie sich unser Bild von Liebesbeziehungen in den letzten Jahren entwickelt hat.
"4 years together and it never gets boring with you. Our life is so chaotic but I love every single part of it." – So steht es unter einem der neusten Posts auf Instgram von Rebecca und Rico. Auf den ersten Blick wird klar: Die beiden lieben sich sehr und das zeigen sie auch allen. Gerade erst sind sie zurück von einer langen Thailand-Reise.
"Kleinere Streitereien ja, aber in den vier Jahren in denen wir zusammen sind, haben wir uns noch nicht gefetzt."
In Asien hat ihre Beziehung vor vier Jahren den Anfang genommen. Die Reise war daher auch eine Reise zurück zu ihren Wurzeln. Ob daheim oder unterwegs: In den vier Jahren, in denen sie zusammen sind, hätten sie sich noch nicht wirklich richtig gefetzt, sagt Rico.
Glücklich auf Instagram
Die schönen Bilder, die wir auf Instagram von beiden sehen, würden tatsächlich der Realität entsprechen. "Ich wüsste auch nicht, welche schlechten Momente wir bisher hätten zeigen können, denn es gab einfach keine", sagt Rico. Ihre Auswahl für Social Media treffen sie individuell, das Bauchgefühl entscheide meist. Und natürlich werde auch nicht alles geteilt, ab und an bräuchten sie eine Pause, sagt Rebecca.
"Ich wüsste auch nicht, welche schlechten Momente wir bisher hätten zeigen können, denn es gab einfach keine."
Beiden ist bewusst, dass sie mit ihren Bildern andere Paare unter Druck setzen könnten und darüber sprechen sie auch gelegentlich. Man dürfe nicht alles, was man sehe auf die Goldwaage legen, denn Beziehungen seien schließlich immer individuell, sagt Rebecca.
Beziehungen sind mehr Arbeit geworden
Instagram und Co., das hat es früher nicht gegeben. Wie sich die Paarbeziehungen im Laufe der Jahre verändert haben, das beobachtet die Soziologin Viola Logemann ganz genau. In heutigen Paarbeziehungen, so sagt sie, müssen viel mehr Entscheidungen getroffen werden als früher. Das Thema Selbstverwirklichung, Emanzipierung und Individualisierung habe einen Wandel in der Paarbeziehung hervorgebracht und damit eine Freisetzung aus Normen und Vorgaben.
"Beziehungen sind deutlich mehr Arbeit geworden dadurch, dass die Individualisierung starken Einfluss hat."
Heute müssen wir uns aktiver für etwas entscheiden und die Beziehung viel mehr mit dem Partner oder der Partnerin aushandeln, da es nicht wie früher diese oft verbreitete Idee mit lebenslanger Treue, Kinder und Eigenheim zum Beispiel gebe, sagt Viola.
Es reicht nicht mehr, nur ein Paar zu sein
Geändert habe sich auch, dass es heute nicht mehr ausreiche, nur ein Paar zu sein, sondern dass man sich nach außen auch so verhalte und als Paar zusammen performe.
"Heute reicht es nicht mehr aus, zu sagen, man ist zusammen, es ist auch ganz wichtig, dass man sich so verhält in der Darstellung als Paar."
Dabei gebe es häufig eine Neigung, so die Soziologin über ihre Forschungsarbeit, sich als Paar nach außen als harmonische Einheit darzustellen, auch wenn das gar nicht stimme und es sehr wohl Konflikte gebe. Beziehungen seien in diesem Punkt instabiler aber auch fluider geworden.
Auf Instagram und Co. inszenieren sich Paare gerne unter dem Hashtag #Couplegoals. Die positive Selbstdarstellung der anderen mache natürlich etwas mit uns. Dadurch bekommen wir Einblicke in Beziehungen, die ganz anderes seien als die eigene, sagt Viola. Doch die Konfrontation mit den verschiedenen Beziehungs-Modellen könne es erschweren, herauszufinden, was man selbst eigentlich will: "Will ich das nur, weil ich das auf Instagram gesehen habe bei anderen Paaren, oder passt das vielleicht gar nicht zu mir und meiner Partnerschaft?"
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- Rico und Rebecca zeigen sich auf Insta
- Viola Logemann, Soziologin