Cottbus hat Probleme mit Gewalt zwischen Deutschen und Syrern. Jetzt ist die Lage eskaliert. Der Cottbuser Oberbürgermeister fordert Hilfe - und warnt vor dem Familiennachzug.

Deutsche und syrische Jugendliche in Cottbus haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. Daraufhin hatten dann hunderte Menschen - darunter auch Rechtsextremisten und AfD-Anhänger - demonstriert. 

Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Schiller sagt, dass die Probleme in Cottbus vor etwa einem Jahr begonnen haben. Wenn es warm ist, hängen viele jüngere Menschen auf einem zentralen Platz vor der Stadthalle ab - zum Trinken, Quatschen, Musikhören. Und rumpöbeln.

"Da sind ausländische und deutsche Jugendliche aufeinandergetroffen. Und wie es so ist, wenn Alkohol im Spiel ist, sind die Leute aneinander geraten."
Sebastian Schiller, Deutschlandfunk Nova

Polizeipräsenz und Überwachungskameras haben nur bedingt geholfen

Es kam zu Prügeleien - auf beiden Seiten gab es Verletzte. Die Stadt Cottbus hat damals schnell reagiert und verboten, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken, außerdem wurden Überwachungskameras montiert und die Polizeipräsenz erhöht.

Danach war es tatsächlich eine Weile ruhig. In der Silvesternacht ging es dann allerdings wieder los. Deutsche Jugendliche haben drei Afghanen verprügelt und bis in die Unterkunft gejagt.

"Angeblich hat der Wachschutz die Angreifer auch noch in das Haus mit reingelassen."
Sebastian Schiller, Deutschlandfunk Nova

Auf der anderen Seite ging es dann auch zur Sache: Syrische Jugendliche haben vor einem Einkaufszentrum ein deutsches Ehepaar mit dem Messer bedroht. Verletzt wurde dabei niemand. 

Wieder ein paar Tage später gab es Streit zwischen syrischen und deutschen Jugendlichen mit dem Ergebnis, dass einer der Deutschen mit einem Messer im Gesicht verletzt wurde.

Medien berichten eher über die Angriffe auf Deutsche 

Sebastian Schiller sagt, das Problem sei: In den vergangenen Wochen standen vor allem die Übergriffe der Ausländer auf Deutsche in den Schlagzeilen – obwohl beide Seiten involviert sind. Und am vergangenen Wochenende hat dann der ausländerfeindliche Verein "Zukunft Heimat" zur Demonstration aufgerufen.

Sebastian Schiller war auch bei dieser Kundgebung und berichtet, dass es Momente gab, in denen er sich bedroht vorkam. Er wurde auch von Demonstrationsteilnehmern beschimpft.

"Wir standen mittendrin, und wir waren auch gleich das Hassobjekt."
Sebastian Schiller, Deutschlandfunk Nova

Die Stadt und auch der Innenminister Karl-Heinz Schröter von der SPD haben jetzt reagiert. Vorerst sollen keine weiteren Flüchtlinge aus Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes nach Cottbus gebracht werden. Außerdem wurde die Polizeipräsenz deutlich erhöht.

Cottbus und die Flüchtlinge

Cottbus hat im vergangenen Jahr viele Flüchtlinge aufgenommen - mehr als viele andere Kommunen im Land. In der Stadt mit rund 100.000 Einwohnern leben circa 4300 Flüchtlinge.

Der Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) sagte, die Stadt sei wegen ihrer Beratungsangebote und Infrastruktur beliebt bei Flüchtlingen. Jetzt brauche die Stadt - die seit Jahren als extrem verschuldet gilt - mehr Geld für Sozialarbeit, für Immigrantenberatung, Frauenhäuser und auch für Erziehungsberatungsstellen.

Sollte es zum Familiennachzug kommen, wäre die Stadt der Aufgabe derzeit nicht gewachsen, warnte Kelch.

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Shownotes
Cottbus
Ausländerfeindlichkeit und gewaltbereite Flüchtlinge
vom 25. Januar 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Sebastian Schiller, Deutschlandfunk Nova