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Ausbildungsstopp, Reisebeschränkung, Schulausfall: Während die Pandemie das gesamt Leben einschränkt, sorgen sich viele junge Menschen um ihre Zukunft.

Die Pandemie trifft uns alle. Öffentliche Solidarität erhalten aber meistens nur die Alten und Arbeitenden. Finanzielle Hilfen gehen an Unternehmen und Selbstständige. Aber junge Leute fühlen sich bei der Diskussion oft links liegen gelassen. Eine von ihnen ist Rosa. Sie macht eine Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin und arbeitet in der Luftfahrtbranche. Diese Branche wurde von Corona besonders hart getroffen. Im Mai und Juni gab es in Rosas Unternehmen einen kompletten Produktionsstopp. "Alle Facharbeitskräfte sind in Kurzarbeit gegangen" erzählt Rosa.

Weil die Kurzarbeit aber meist nicht für Auszubildende gilt, haben Rosa und ihre Kollegen keine regulären Aufgaben zu erledigen. Ein Modellflieger und ein Carbonfaser-Skateboard sind in dieser Zeit entstanden. "Das hatte eigentlich nichts mit meiner Ausbildung zu tun", sagt Rosa.

Zwischen Ausbildung und freiem Fall

Durch die Pandemie hat Rosa bereits drei Abteilungen verpasst, die sie in ihrem Unternehmen durchlaufen hätte. Auch ihre Prüfungen wurden verschoben. Angst, die Ausbildung nicht abschließen zu können, hat sie dennoch nicht.

"Um meinen Abschluss muss ich mir keine Sorgen machen, weil die Prüfung losgelöst ist von unseren praktischen Aufgaben."
Rosa macht eine Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin

Dennoch kann es sein, dass Rosa aufgrund der schlechten Auftragslage nicht von ihrem Unternehmen übernommen wird. Während sie selbst plant, ein Studium an die Ausbildung zu hängen, ist das für viele ihrer Mitstreiter sehr belastend.

"Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt und hatten da relativ wenig mitzureden."
Rosa macht eine Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin

Für die Zukunft wünscht sich Rosa mehr mediale Aufmerksamkeit für die Situation von Azubis während Corona. Von der Politik fordert sie Übernahmegarantien für Auszubildende.

Die Jugend nicht vergessen

Von dem derzeit prominenten Begriff "Generation Corona" hält die Sozial- und Jugendforscherin Severine Thomas wenig. "Corona betrifft uns alle. Ich würde mich schwer damit tun, die jungen Menschen als zukünftige Generation Corona zu beschreiben", sagt sie.

Gemeinsam mit anderen Forschern hat die Expertin in einer Studie 15- bis 30-Jährige befragt, wie sie die Pandemie erleben. 6.000 junge Menschen haben daran teilgenommen. Aus den Ergebnissen geht hervor: Auch Menschen, die vor Corona sehr zufrieden waren, leiden unter der Pandemie. "Es hat alle getroffen, aber nicht alle gleich", ergänzt Severine Thomas. Vor allem junge Menschen, die allein leben, hat die Isolation besonders belastet.

"Die größten Sorgen haben sich auf das soziale Leben als Jugendliche fokkusiert, aber auch auf die Situation in Schule und Ausbildung."
Severine Thomas, Sozial- und Jugendforscherin

Severine Thomas glaubt, dass wir die Bedeutung von Schulen als Ort der sozialen Kontakte und des miteinander Lernens lange Zeit unterschätzt haben. "Es ist ganz klar, dass das Homeschooling auch für gute Schüler kein guter Ersatz ist." Abschließend plädiert Severine Thomas auch dafür, dass jungen Menschen in der Politik mehr Gehör geschenkt werden sollte.

Mehr Mitsprache

Für mehr Mitspracherecht mach sich auch Moritz stark. Er ist 21 Jahre jung und studiert Physik an der TU Dresden. Das Hauptproblem derzeit sieht Moritz darin, dass junge Menschen in der Politik nicht repräsentiert sind. "Das sind hauptsächlich alte weiße Männer" findet er. Die Jugend würde bei der Reaktion der Politik auf die Pandemie wenig berücksichtigt werden. Noch schlimmer sei: "Unsere Zukunft wird überhaupt nicht mitgedacht." Mit der Jugendrat der Generationen Stiftung kämpft Moritz deshalb für eine generationengerechtere Zukunft.

"Man muss die Politik in Haftung nehmen für das, was sie verspricht und dann nicht einhält."
Moritz studiert Physik und engagiert sich für eine generationengerechtere Zukunft

Im Mai hat Moritz mit dem Jugendrat der Generationen Stiftung einen Rettungsschirm für die Menschen vorgelegt. Der fordert Bedingungen für wirtschaftliche Hilfen für Unternehmen, Maßnahmen gegen die Klimakrise und soziale Spaltung sowie die Hilfe für Geflüchtete.

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Shownotes
Corona
Eine Generation fühlt sich ausgebremst
vom 24. Juli 2020
Moderator: 
Utz Dräger
Gesprächspartnerin: 
Rosa, Auszubildende in der Verfahrensmechanik
Gesprächspartner: 
Moritz studiert Physik und engagiert sich für eine generationengerechtere Zukunft
Gesprächspartnerin: 
Severine Thomas, Sozial- und Jugendforscherin