Menschen mit asiatischem Aussehen werden im Zusammenhang mit Corona immer häufiger angefeindet. Thi Minh Huyen Nguyen engagiert sich deswegen zusammen mit anderen für das Projekt #ichbinkeinvirus.
Der Chefkoch des Düsseldorfer Nobelrestaurants "Im Schiffchen" schreibt auf Facebook zur Eröffnung nach der corona-bedingten Pause, er wolle "keine Chinesen" als Gäste in seinem Restaurant. In Berlin wird einem koreanischen Paar in der U-Bahn erst "Corona" und "Corona-Party" hinterhergerufen, dann werden sie bespuckt und angerempelt. Eine Frau in München wird von ihrem Nachbarn erst mit Desinfektionsmittel attackiert, dann droht er, ihr den Kopf abzuschneiden.
Das sind nur drei Meldungen über rassistische Attacken und Demütigungen, die viele Menschen mit asiatischem Aussehen hier in Deutschland seit Ausbruch des Virus in Wuhan erlebt haben. Auch Thi Minh Huyen Nguyen kann Ähnliches berichten. Sie wurde in Berlin angehustet und beschimpft. Auch ihr Vater fühlt sich nicht mehr sicher.
"Mein Vater traut sich nicht mehr aus dem Haus oder spazieren zu gehen – obwohl er schon seit 30 Jahren in Rheinland-Pfalz in der gleichen Stadt wohnt."
Huyen findet es problematisch, dass das Thema nicht diskutiert oder von der Politik aufgegriffen wird. Sie glaubt, dass der sogenannte Corona-Rassismus auch deswegen eher zu- als abnimmt.
"Ich habe eher das Gefühl, dass es zugenommen hat, weil es nicht sanktioniert wird."
Das Projekt will nun eine Schnittstelle sein – zwischen Betroffenen, Aktivistinnen und Beratungsstellen. Betroffene können dort zum Beispiel Hilfe bekommen und sich beraten lassen, welche Möglichkeiten es nach einer Anfeindung gibt. Thi Minh Huyen Nguyen ermuntert allerdings auch andere Menschen, die nicht selber betroffen, aber Zeugen von Corona-Rassismus sind, einzuschreiten und etwas dagegen zu sagen.
Wenig Aufmerksamkeit in der Politik
Was bisher in der Politik gemacht werde, sei noch viel zu wenig, sagt Thi Minh Huyen Nguyen: "Es sollte nicht nur Thema der Integrationsbeauftragten sein, sondern Thema aller Ministerien."
Den Hashtag #ichbinkeinvirus hatte es schon vorher gegeben. Auch in Frankreich als #jenesuispasunvirus. Das Projekt ist dann im Rahmen des von der Bundesregierung initiierten Hackathons #WirVsVirus entstanden. Allerdings bekam es dort kaum Aufmerksamkeit. "Dass die Jury unser Projekt nicht einmal unter die Top 200 gewählt hat, ist sehr bezeichnend für die deutsche Gesellschaft", sagt Thi Minh Huyen Nguyen.
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