In Sachsen nehmen gerade die Corona-Neuinfektionen stark zu. Vor allem auf den Intensivstationen der Krankenhäuser wird die Lage dramatischer. Zwar gibt es noch freie Intensivbetten für Covid-19-Erkrankte, aber teilweise nicht direkt in einem Krankenhaus vor Ort. Ausgangsbeschränkungen für Corona-Hotspots dementierte Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Man habe die pandemische Situation in Sachsen gerade nicht im Griff. Das sagte der sächsische Innenminister Michael Kretschmer am 16. Dezember im Landtag. Die Situation sei extrem angespannt.
Höchster 7-Tage-Inzidenzwert
Zum ersten Mal lag der 7-Tage-Inzidenzwert des Bundeslandes gestern durchschnittlich bei über 400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, das meldete das Gesundheitsamt. In manchen Regionen liegt der Wert höher, teilweise bei über 600 Neuinfektionen.
"Nur die Stadt und der Landkreis Leipzig und das Vogtland, das ist die Region um Plauen, sind noch unter einem 7-Tage-Inzidenz-Wert von 300."
Die Krankenhäuser stellen sich deshalb auf mehr Patientinnen und Patienten ein, die wegen einer Covid-19-Erkrankung auf den Intensivstationen behandelt werden müssen, berichtet Deutschlandfunk-Korrespondent Alexander Moritz aus Sachsen.
Mangel an Intensivbetten und Personal
Auch wenn die Klinken in Sachsen gerade noch nicht überlastet sind, werden die Intensivbetten in manchen Krankenhäusern knapp. Das Klinikum Oberlausitzer Bergland in Zittau meldete etwa, dass die Intensivmedizin an die Grenzen des Leistbaren stoßen würde.
Keine Triage
Zuvor hatte der ärztliche Leiter Mathias Mengel in einem Online-Bürgerform von Triage-Entscheidungen gesprochen. Also der Entscheidung von Ärztinnen, welche Patienten sie am dringendsten behandeln müssten, zum Beispiel in einem Katastrophenfall. Später hat das Krankenhaus die Aussage des Arztes relativiert.
Klar ist: In Sachsen gibt es freie Krankenhausbetten, auch für Covid-19-Fälle, aber eben nicht in jedem Ort. Das hat zur Folge, dass manche der Patientinnen in andere Kliniken verlegt werden müssen, die teilweise weit entfernt sind. In Krankenhäusern, die vor ihrer Kapazitätsgrenze stehen oder die schon erreicht haben, muss das medizinische Personal dann entscheiden, wie angemessen etwa der Transport einer erkrankten Person mit Atemnot in ein anderes Krankenhaus ist, erklärt Alexander Moritz.
Einheitliche Regel für Ärztinnen und Ärzte gibt es in solchen Fällen nicht. Sie sollen individuell zum Wohl der Patienten entscheiden, welche Behandlung oder welcher Transport angemessen ist.
"Wenn man davon ausgehen muss, dass sich der Zustand verschlechtert, weil die Beatmungsmöglichkeiten in einem Transporter nicht so gut sind wie auf einer Intensivstation, dann ist das eine sehr, sehr schwierige Entscheidung."
Und in anderen Krankenhäusern des Bundeslandes fehlt das Personal. Zum Teil, weil sie sich selbst mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Das Städtische Klinikum in Görlitz zum Beispiel hat über Facebook aufgerufen, dass es Hilfskräfte für die Patientenversorgung oder die Essensausgabe sucht.
Laut Medienberichten gab es Überlegungen für Corona-Hotspots, striktere Maßnahmen einzuführen und diese etwa "abzuriegeln". Das relativierte der sächsische Ministerpräsident mittlerweile. Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerun seinen noch nicht beschlossen worden und eine solche Entscheidung stehe auch aktuell nicht an, erklärte er.