In der Woche nach Ostern sollen auch die Hausärzte in Deutschland in die Corona-Impfkampagne einsteigen. Bis dahin werden so viele Impfdosen erwartet, dass sie in den Praxen verteilt werden können. Schon jetzt gibt es aber Modellprojekte, also Hausarztpraxen, die schon impfen dürfen.
Eine der Modellpraxen, die bereits impfen, ist die Hausarztpraxis von Klaus Lorenzen in Langebrück bei Dresden. Dort wird unter anderem getestet, wie es mit der Logistik klappt. Vor zwei Wochen, am 11. März, hat die Praxis 200 Impfdosen AstraZeneca bekommen. Bereits am Samstag, 13. März, seien dann in seiner Praxis die ersten 20 Patienten geimpft worden, hat uns der Allgemeinmediziner erzählt, der auch stellvertretender Vorsitzender des Sächsischen Hausärzteverbandes ist. Nach der kurzen Aussetzung von AstraZeneca am Dienstag ging es dann ab Freitag wieder weiter.
"Aus hausärztlicher Sicht ist AstraZeneca viel besser als sein Ruf. Wir wollen die Dosen so schnell wie möglich verimpfen und aus dem Kühlschrank rausbekommen."
Bereits seit Anfang des Jahres habe sein Team kommuniziert, dass die Patientinnen und Patienten nicht in der Praxis anrufen sollen, um einen Impftermin zu bekommen, sondern dass sich die Praxis darum kümmert, die Menschen einzuladen. Es seien rechtzeitig Listen erstellt worden mit den 80- bis 100-Jährigen und den 70- bis 79-Jährigen. Diesem Personenkreis sei dann primär ein Impfangebot gemacht worden.
Praxis koordiniert die Impftermine
80 Impfdosen seien bei ihm bisher verimpft worden, sagt Klaus Lorenzen. In der Woche seien es etwa zehn bis maximal 20 Patientinnen und Patienten gewesen. Gestern, am 24. März, habe die Praxis dann aber eigens einen ganzen Tag nur für die Impfungen freigeräumt und 40 Menschen hätten geimpft werden können.
Momentan seien viele Fragen zu beantworten, wie sicher und verträglich denn der AstraZeneca-Impfstoff sei. Er gebe seinen Patientinnen und Patienten den Rat, sich am gleichen Tag – etwa zwei bis vier Stunden nach der Impfung – "mit einem bis zwei Tabletten Paracetamol über die schlimmsten Begleiterscheinungen hinwegzuhelfen". Das funktioniere in aller Regel recht gut, sagt Klaus Lorenzen.
"Eine Impfung innerhalb der Sprechstunde ist nur schwer möglich. Dafür sollten die Praxen Platz freiräumen."
Eine Erfahrung möchte der Hausarzt seinen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben: Eine Impfung innerhalb der Sprechstunde ist keine gute Idee, sagt er. Dafür sei nicht genug Zeit. Denn neben der Beratung müsse der Impfstoff ja noch aus dem Kühlschrank genommen und vorbereitet werden. Aus jedem Fläschchen könnten etwa zehn Impfdosen aufgezogen werden. Und diese müssten dann natürlich auch möglichst bald verimpft werden. Seine Praxis impfe deswegen entweder am Ende der Sprechstunde nachmittags oder an einem eigens dafür freigeräumten Tag.
Bürokratische Hürden
Ohne die AstraZeneca-Bremse letzte Woche hätte seine Praxis natürlich auch schon mehr verimpft als die 80 Dosen, sagt Klaus Lorenzen. Mit anderen Impfungen als denen gegen das Coronavirus hätte seine Praxis nicht so einen hohen bürokratischen Aufwand.
Anfangs war er davon ausgegangen, er würde den Moderna-Impfstoff bekommen. Dann war aber wohl doch nicht genügend davon vorrätig, sodass seine Praxis auf AstraZeneca umgeschwenkt ist. Aus hausärztlicher Sicht sei dieses Vakzin viel besser als sein Ruf, bekräftigt der stellvertretende Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbandes. Außerdem könne es bequem in der Praxis aufbewahrt werden, weil es sich entsprechend lange hält.