In Frankfurt wird die Ausstellung "Contemporary Muslim Fashions" eröffnet. Der Streit über die muslimische Mode ist schon vorher da. Das Museum verteidigt sittsame Kleidung als Modestil; Feministinnen finden, dass die Verletzung von Frauenrechten verharmlost werde. Ludger Fittkau, unser Landeskorrespondent in Hessen, konnte sich vorab die Ausstellung ansehen. Er teilt die Kritik der Frauenrechtsaktivistinnen.
In der Ausstellung "Contemporary Muslim Fashions" wird Mode von Designerinnen und Designern vor allem aus dem Nahen und Mittleren Osten, aus Malaysia und Indonesien sowie aus Europa und den USA gezeigt. Die verschiedenen Exponate werden anhand von 76 lebensgroßen Schaufensterpuppen präsentiert.
"Alle Arme und Beine dieser Puppen sind bedeckt", sagt Ludger Fittkau, unser Landeskorrespondent für Hessen. Damit komme man der Kleiderordnung eines streng konservativen Islams nach, wie zum Beispiel in Saudi-Arabien oder Iran. Hingegen sind nur die Hälfte der Köpfe der Schaufensterpuppen bedeckt.
Frauenrechtsorganisationen kritisieren die Ausstellung
Ergänzend sind auch Fotos zu sehen, die Frauen in ihrem Alltag zeigen. "Doch es ist wenig politischer Hintergrund erkennbar", sagt Ludger Fittkau. Genau das haben Feministinnen und auch Frauenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes im Vorfeld der Ausstellung heftig kritisiert.
"Frauenrechtsverletzungen sind Menschenrechtsverletzungen. Da müssen wir genau hingucken und nicht eine Ausstellung machen, die einfach nur hip und cool und modern designt ist."
Der Ausstellung fehle der politische Kontext, so der Vorwurf. Inge Bell von Terre des Femmes weist darauf hin, dass zum Beispiel Frauen in Iran im Gefängnis landen, wenn sie die Kleiderordnung nicht befolgen und ihr Kopftuch abnehmen. Im Zusammenhang mit Kleidung ginge es in einigen islamischen Ländern eben auch um Frauenrechte und die Verletzung dieser Rechte.
Die Macher der Ausstellung weisen darauf hin, dass es nicht nur um muslimische Frömmigkeit gehe, so Ludger Fittkau. Es ginge auch um gemeinschaftliche Konventionen. Außerdem würden viele Frauen sich freiwillig für eine konservativ islamische Kleiderordnung entscheiden.
Man zeige sittliche Kleidung
Nach der massiven Kritik meldete sich der Museumsdirektor Matthias Wagner K auch direkt zu Wort. Er brachte den Begriff der "modest mode" ein, einer züchtigen und sittsamen Mode, die nicht allein von Musliminnen getragen werde, sondern auch von säkularen oder andersgläubigen Mädchen und Frauen.
Die Argumentation des Museums sei, dass Frauen - Musliminnen und Nicht-Musliminnen - durchaus sittliche Kleidung tragen wollen auch im Hinblick auf die MeToo-Debatte. Außerdem sei "modest fashion" auch schon von anderen bekannten Designern entworfen worden.
Ludger Fittkau sieht die Ausstellung eher kritisch. Ihm fehlt vor allem der gesellschaftliche und politische Kontext.
"Natürlich kann man die Mode ausstellen. Das ist legitim. Aber ich hätte es gerne gesehen, wenn das stärker kontextualisiert wird."
Problematisch findet Ludger Fittkau auch die Werbung für die Ausstellung in Frankfurt und Offenbach. Die Plakate zeigen eine Frau in schwarzem Gewand mit Turban. Diese Werbung verweise viele junge Musliminnen auf eine strenge Kleiderordnung. Zugleich versuchten viele Mädchen, sich gegen konservative Kleiderregeln aufzulehnen.
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