Computerspiele können wir sofort durchzocken. Eigentlich. Doch bei "Orwell – Ignorance is Strenght" ist das anders. Das Spiel funktioniert wie eine Serie und erscheint in mehreren Folgen.
In der ersten Folge von "Orwell" spielen wir einen Agenten, der nur vor dem Computer hängt und das Überwachungsprogramm "Orwell" bedient. Dieses Programm kann fast alles: Internet durchforsten, Ausspionieren der Facebook-Profile, Chatprotokolle lesen.
Wir überwachen einen Typen, der auf seiner Internetseite Fakenews verbreitet, und daraus entwickelt sich nach und nach eine Geschichte um Überwachung, politische Intrige, Terrorismus. Und wenn es gerade so richtig spannend ist, kommt der Cut. Erst in zwei Wochen kommt die nächste Episode. Wie in einer TV-Serie.
Orwell ist wie das perfekte Überwachungsprogramm
Die Osmotic Studios aus Hamburg haben das Computerspiel entwickelt und erhoffen sich von dieser Strategie vor allem finanzielle Vorteile, erklärt Mel Taylor von den Osmotic Studios. Sie wollten nicht nur einen einzigen Tag haben, an dem ihr Spiel erscheint, sondern mehrere. Das sorgt für mehr Aufmerksamkeit, wissen die Macher noch von der ersten Staffel "Orwell" die vor anderthalb Jahren erschienen ist.
"Bei 'Orwell 1' hatten wir fünf Launchtage. Und das war dann so, dass die Verkäufe über längere Zeit gleich geblieben sind, und dann zwischendurch auch mal wieder hochgegangen sind.“
Die enge Taktung von "Orwell" – alle zwei Wochen erscheint eine Episode – ist einzigartig. Aber es gibt noch ein paar andere Entwickler, die ihre Spiele im Serienformat veröffentlichen. Daedalic arbeitet gerade an "Die Säulen der Erde", die Computerspielversion von Ken Follets Roman. Das Spiel veröffentlicht das Studio in drei Teilen.
"Das bedeutet, man hat dann über eine längere Zeit diese Cliffhanger-Atmosphäre, wie geht’s jetzt weiter? Und das sind so Dinge, die man nur bekommen kann, wenn man in dieses episodische Format geht."
Bei "Die Säulen der Erde" lassen sich die Macher viel mehr Zeit zwischen den einzelnen Episoden. Das führt dazu, dass Kritik oder Lob von Spielern direkt in die nächste Episode eingebaut werden kann, sagt Matt Kempke. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher findet allerdings, dass die Wartezeit von mehreren Monaten viel zu lang ist. "Viele Spieler haben keinen Bock, so lange auf das fertige Spiel zu warten und kaufen es erst, wenn es auch wirklich fertig ist."
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