Erst seit wenigen Jahren werden Comics nicht mehr nur als billige Heftchen abgetan, sondern sind inzwischen als ein ernst zu nehmendes Medium salonfähig geworden. Als Trittbrett wurde die Bezeichnung Graphic Novel geboren, die anspruchsvolle Autorengeschichten beschreibt, der aber der Comicautor Simon Schwartz eher kritisch gegenübersteht.
Mit seiner Abschlussarbeit "Drüben!" an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg erhält Simon Schwartz seine erste Auszeichnung: Den Independent Comic Preis in der Kategorie "Herausragendes Szenario". Außerdem wird er für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert. In dem Comic erzählt er die Geschichte der Ausreise seiner Eltern und seiner eigenen aus der DDR Anfang der 80er Jahre. Seine Großeltern konnten den Ausreisewunsch nicht verstehen und brachen den Kontakt mit Simon Schwartz' Vater komplett ab.
"Das Buch war mein Versuch mir das zu erklären, wie kommt es zu so einem Bruch und wie kann man aufgrund politischer Ideale den eigenen Sohn und das Enkelkind quasi wie verstoßen."
Mit seinem zweiten Comicband "Packeis" beginnt Simon Schwartz ungewöhnliche Biographien auszugraben und ihr Leben in Bildern nachzuerzählen. Er arbeitet sich intensiv in die Biographie ein, um sie dann zeichnerisch umzusetzen. Dabei beginne er auch, Dinge zu verstehen und sich damit die Welt zu erschließen.
"Ich glaube, dass es schon einen klaren Forschungsauftrag gibt für Illustratoren oder Comiczeichner: Er erklärt sich die Welt nicht mit einem Reagenzglas, sondern durch die Zeichnung."
Diese Herangehensweise an einen Comic sei eher wissenschaftlich zu bezeichnen, sagt Simon Schwartz. So hat er beispielsweise für seinen Comic "Packeis" intensiv das Leben von Matthew Henson recherchiert und damit die in Vergessenheit geratenen Verdienste Hensons um die Nordpolforschung wieder in Erinnerung gebracht.
"Ich mag dieses Recherchieren, Dinge entdecken und auch überrascht sein, wenn man Dinge entdeckt."
Der Fortsetzungscomic "Vita Oscura" erscheint im März 2014 in Buchform, eine Reihe, die einmal im Monat in der Wochenzeitung "Der Freitag" auf einer halben Seite eine wahre aber unglaubliche Biografie darstellt. Mit "Vita Oscura" führt Simon Schwartz seine Leidenschaft fort, ungewöhnliche Biografien aufzuspüren und zu sammeln - Biografien, von denen er sagt, sie hätten es verdient, dass nachträglich ein Spotlight auf sie gerichtet wird. Wie zum Beispiel der Pathologe Thomas Harvey, der kurz nach dem Tod von Albert Einstein dessen Gehirn entnommen hat, um heimlich Einsteins Genius zu erforschen. Bis 1989 war Harvey mit Einsteins Gehirn auf der Flucht, klein portioniert und in zwei Marmeladengläser verstaut.