Friends, Gilmore Girls oder Emergency Room: Unsere Lieblingsserien schauen wir oft mehr als einmal. Das Vertraute hilft uns dabei, uns sicher und wohl zu fühlen. Mit geringem Aufwand schaffen wir es, dass es uns beispielsweise nach einem anstrengend Tag augenblicklich besser geht.
Wenn wir abends nach Hause kommen, wollen viele von uns sich nur noch mit einer Decke auf die Couch kuscheln und irgendeine Serie schauen, die uns nicht zu viel Konzentration abverlangt, um die Handlung zu verstehen. Und nach einem anstrengenden Tag kann es auch gerne mal was Unterhaltsames oder Lustiges sein. Viele landen dann beim Scrollen durch die Streaming-Plattform bei Altbekanntem: Friends, Gilmore Girls, The Office, Emergency Room. Sie sorgen dafür, dass sofort ein wohliges Gefühl einsetzt, sobald wir die Serie starten: Vor allem und insbesondere dann, wenn wir die komplette Serie schon kennen, genau wissen, wie die Handlung verläuft und die Charaktere sympathisch finden.
"Wir schauen die Serie hauptsächlich deswegen, um uns in einer gewissen Sicherheit zu wiegen, eine gewisse Vertrautheit zu spüren. Wir wissen ja was kommt."
Die Lieblingsserie immer wieder von Anfang an zu schauen, nennt man auch: Comfort Binge. Diesen Begriff soll sich Alexis Nedd, Fernsehkritikerin beim Online Magazin Mashable, ausgedacht haben. Beim Comfort Binge geht es darum, mit minimalem Aufwand das maximale Vergnügen rauszuholen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Simone Schlosser.
Immer wieder dieselbe Serie zu schauen, kann wie ein Ritual sein: Manche von uns schauen vielleicht jedes Jahr zu Weihnachten "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", andere vielleicht "Nightmare before Christmas", um sich in die entsprechende jahreszeitliche Stimmung zu bringen. Andere nutzen das Ritual, um den Tag gemütlich abzuschließen.
"Es müssen einfach liebenswerte Figuren sein, die ich mag, die ich einfach immer wieder treffen möchte. So wie bei "Friends" beispielsweise oder wie bei "Gilmore Girls" oder bei "The Office"."
Die drei beliebtesten Serien sind auf der Streaming-Plattform Netflix, laut einer Studie, "The Office", "Friends" und "Parks and Recreation". Die eignen sich alle als Comfort-Binge-Serien, sagt unsere Reporterin Simone Schlosser.
Typisches Merkmal: episodisch erzählt
Es gibt einige typische Merkmale für Serien, die sich als Wohlfühl-Serie zum Immer-wieder-Ansehen, eignen würden, sagt Simone Schlosser. In erster Linie sind das Serien, die episodisch erzählt sind, das heißt, jede Folge kann auch abgeschlossen für sich stehen, auch wenn es eine übergreifende Handlung gibt. Das gibt dem Zuschauer die Chance, jederzeit ein- und auch wieder auszusteigen. Bei allen drei genannten Serien handelt es sich außerdem um Comedy-Serien.
Ein weiteres Merkmal: Die Episoden sind rund 20 Minuten lang. Also nicht zu lange, sodass man sie schnell mal zwischendurch schauen kann, ohne zu viel Zeit dafür zu opfern. Die wichtigsten Charaktere in diesen Serien sind sympathisch und uns im Verlauf von mehreren Jahren – je nachdem, wie viele Staffeln es gibt – sehr vertraut geworden.
Natürlich kann man sich fragen, wieso wir viel Geld für einen Streaming-Dienst ausgeben, wenn wir sowieso immer wieder Serien schauen, die wir schon kennen. Die Medienwissenschaftlerin Daniela Schlütz glaubt, dass die Vielfalt an Inhalten in den nächsten Jahren wohl durch weitere Anbieter noch zunehmen wird. Sie vermutet, dass das die User verunsichern könnte. Es fällt uns schwer, auszuwählen. Und da ist es dann am einfachsten, wieder das von Anfang zu schauen, was uns eh schon gefällt.
Die Medienwissenschaftlerin kann sich aber auch vorstellen, dass die Streaming-Anbieter neuere und bessere Such- und Auswahlfunktionen entwickeln werden. Künftig könnte es dann nicht nur die konventionelle Suchfunktion geben, wo wir nach Genre, Titel oder Schauspieler suchen können. Möglicherweise können wir künftig auch unsere Stimmung angeben und die entsprechenden Ergebnisse angezeigt bekommen. Das würde es dann wahrscheinlich auch einfacher machen, nach neuen Serien zu suchen, die ebenfalls Comfort-Binge-Potenzial haben.