Tahnee verdient ihr Geld mit Witzen – doch das ist während der Corona-Krise alles andere als einfach. Wie geht Comedy, wenn das Publikum zu Hause bleiben muss?
Als Tahnee noch Shows spielte, machte sie sich über die sich anbahnende Corona-Krise lustig. Die Komikerin erzählte von ihrer Mutter, die in Heinsberg den Shutdown deutlich früher erlebte als alle anderen in Deutschland – den Zuschauenden gefiel es, wie die 28-Jährige beschreibt.
Comedy im Internet statt in der Konzerthalle
Dann werden Großveranstaltungen verboten und Tahnee merkt, wie die Stimmung beim Publikum merklich kippt: "Da habe ich wirklich gemerkt, dass den Leuten unwohl war." Ein paar Tage später kann sie selbst nicht mehr auftreten. Aufgeben will sie aber trotzdem nicht und stellt gemeinsam mit anderen Komikern den Corona Comedy Club im Netz auf die Beine.
Das ist aber eine riesige Umstellung gewesen, sagt Tahnee: "Comedy funktioniert für mich eigentlich nur live so richtig gut, weil du auf die Reaktionen der Leute angewiesen bist." Der Dialog mit dem Publikum, der jeden Abend anders macht und den Tahnee eigentlich am Spannendsten findet, fällt online komplett weg. Man kriege nicht mehr mit, ob die Leute Spaß haben. "Dann ist der Reiz nicht mehr so da", meint die Comedienne.
"Du bist an dein Skript festgenagelt – du siehst zwar ein paar Emojis reinkommen, aber im Prinzip ist es total trocken."
Vielleicht tritt sie bald im Autokino auf. "Dann kriegst du halt keinen Applaus, sondern Lichthupe", meint Tahnee. "Aber ich finde es trotzdem eine super Sache, einfach aufzutreten und den Leuten auch ein anderes Gefühl zu vermitteln in der Zeit – dass man doch irgendwie rauskommt und etwas gemeinsam erleben kann." Denn besonders in absurden Situationen brauchen wir mehr Heiterkeit, meint Tahnee: "Humor ist ein Schlüssel in jeder Situation. Auch bei dem Thema Corona."
Darf man über alles lachen?
Auch wenn der Shutdown erstmal nicht nach der lustigsten Thematik klingt, ist die Komikerin überzeugt, dass es auch jetzt Gründe zum Lachen gibt. "In Comedy geht’s ganz oft darum, dass du ernste Erfahrungen oder traurige Erlebnisse mit Zeit in eine lustige Geschichte verpacken kannst."
Ein persönliches Beispiel ist für Tahnee ihr eigenes Outing: Als sie sich vor zehn Jahren vor ihrer Mutter outete, hatte die sehr schlecht reagiert und konnte es nicht akzeptieren. "Da sind mega viele Tränen geflossen", erinnert sich Tahnee. Nach ein paar Jahren konnte die Komikerin die Geschichte aber auf der Bühne erzählen, weil sie genug Abstand gewonnen hatte. "Es ist dann eine ganz spezielle Form des Lachens", sagt sie.
"Ich glaube man muss, wenn man auf der Bühne steht, eine gewisse Sensibilität entwickeln."
Eine Humor-Schmerzgrenze will Tahnee nicht grundsätzlich definieren: "Ich finde, man sollte über alles lachen dürfen", sagt sie. "Aber je heikler das Thema ist, desto sensibler muss man es angehen."
In Deutschland sei etwa im Comedy-Bereich das Judentum ein unausgesprochenes Tabuthema – darüber könnten nur Komiker mit jüdischem Background sprechen, also diejenigen, die auch persönliche Erfahrungen haben, betont Tahnee. Den richtigen, sensiblen Ton zu treffen sei aber auch ein Entwicklungsprozess.
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