Welche Probleme haben Männer 2021? Das weiß Coach und Trainer Oliver Schwenner. Zu ihm kommen Männer in belastenden Situationen und Krisen – auf der Suche nach Hilfe.
Die Probleme der Männer, die bei Oliver Schwenner zu einer Beratung kommen, sind sehr divers, sagt er. Es sind Männer in Krisen, die vor einer beruflichen Veränderung stehen oder die gekündigt wurden. Männer, die auf der Suche sind, die Verletzungen erfahren haben, die sich eine neue Partnerschaft wünschen oder mit ihrem Beziehungsleben nicht zufrieden sind.
Männer wollen oft einen Mann als Gesprächspartner
Der Haupteinstieg ist häufig der Umgang mit herausfordernden Situationen, in denen Männer einen hohen Belastungsgrad erleben. Die Situationen machen sie so unzufrieden, dass sie fast in eine Art Blockade kommen. Tatsächlich sind sie nicht in einer Blockade, da sie sich Hilfe geholt haben, sagt Oliver Schwenner. Die Männer suchen jemanden, der ihnen weiterhelfen kann und dem sie in einem vertraulichen Rahmen ihr Herz öffnen können.
Für viele Männer sei es nicht alltäglich, sich zu öffnen, sie suchen daher ganz gezielt einen Mann als Gesprächspartner. Vertrauen spielt in der Beratung eine ganz große Rolle, da bei den meisten das Vertrauen in der aktuellen Situation oder aus den beruflichen und privaten Erfahrungssituationen in der Vergangenheit massiv geschädigt wurde. Dieses Vertrauen muss wieder hergestellt werden, meint der Coach.
"Viele Männer finden in der Beratung erstmals ihre innere Stabilität, Identität und Orientierung wieder."
Laut Oliver Schwenner gibt es in den letzten Jahren eine immer größere Bereitschaft unter Männern, sich Hilfe zu holen. Sie seien sehr reflektiert und wollen eine neue Lebensphase. In der Beratung beschäftigen sie sich mit ihren eigenen Werten und Sinnfragen: Ist das alles so richtig, wie ich das gerade mache? Stimmt die Partnerschaft? Fühle ich mich in meiner Sexualität ausgefüllt und zufrieden oder brauche ich eine Veränderung?
"Reflexion zu Männlichkeit ist auf einem Metalevel und ich denke, davon müssen wir weg."
Der Coach erlebt viele Männer, die in der Beratung in einer guten Reflexion und Selbstwahrnehmung mit sich sind. Gleichzeitig gäbe es natürlich auch Männer, die sich über vieles einfach gar keine Gedanken machen, weil sie durch ihre Lebenssituation mit ganz anderen Fragestellungen konfrontiert sind. Wichtig sei hier, die Thematik zugänglicher zu machen, damit man besser in Kontakt komme.
"Es gibt unglaublich viele Männer, die sich in diese Macher-Rolle verfahren: Ich bin der starke Mann, wir müssen Back-to-the-Roots, wir müssen wieder führen."
Viele Männer haben immer noch ein sehr konkretes Bild von Männlichkeit, meint Oliver Schwenner. Gleichzeitig beobachtet er, dass die Gesellschaft nach wie vor ein sehr enges Männerbild konstruiert. Der Coach plädiert dafür, dass Männer in ihren Rollen, die sie besetzen und ausfüllen, viel breiter werden.
Geschlechterrollen hinterfragen
Männer sollten aber auch darauf schauen, welche unterschiedlichen Rollen von ihnen erwartet werden und sich fragen, ob sie dem auch immer gerecht werden können und wollen. Wichtig sei es für sich selbst zu klären, welche Form von Rolle und Identität sie annehmen möchten, sagt Oliver Schwenner.