Wer will, kann lernen, nicht rassistisch zu sein - oder auch, mit Rassismus besser umzugehen. Dafür buchen Konzerne, Stiftungen, Wissenschaftseinrichtungen oder Privatleute Tupoka Ogette.
Tupoka Ogette war als Rednerin bei einem großen Konzern gebucht. Nach ihrer Ankunft begleitete man sie zur Küche und fragte, wo denn ihre Arbeitskleidung sei. Nachdem dieses Missverständnis aufgeklärt wurde, empfing sie der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, wuschelte durch ihre Haare und begrüßte sie mit dem Satz "Sie sind ja süß".
Alltagssituationen wie diese sind es, in denen Tupoka Ogette in Deutschland Rassismus erlebt. Unter anderem deswegen engagiert sie sich in diesem Bereich, hält Vorträge, gibt Seminare und schreibt - zum Beispiel das Buch "Exit Racism: Rassismuskritisch denken lernen".
"Die Krux am Alltagsrassismus ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn nicht erwartet."
Tupoka Ogette coacht auch weiße Eltern schwarzer Adoptivkinder. Dies sei eine besondere Situation, sagt Tupoka, denn die Kinder machen wegen ihrer Hautfarbe Erfahrungen, die die Eltern nicht kennen.
Genau wie viele andere Menschen, die nicht weiß sind, erlebt Tupoka Ogette Momente im Alltag, die sie vermutlich nicht erleben würde, wenn sie weiß wäre. Jemand fragt ohne Anlass nach der Herkunft, stellt sie als jemand dar, der nicht zur eigenen Gruppe gehört. In den Medien nimmt sie stereotype Bilder von Schwarzen wahr, in Filmen, Büchern, der Werbung.
Zur Wohnungssuche nimmt sie ihre weiße Mutter mit, um die Chancen zu erhöhen, die Wohnung zu bekommen.
"In unserer Gesellschaft darf man alles sagen. Es gibt keine Sprachpolizei."
In ihren Workshops vermeidet Tupoka, gewisse Begriffe zu verbieten. Sie sagt, die Redewendung "Man darf ja gar nichts mehr sagen" träfe nicht zu. In Deutschland dürfe man alles sagen, es gäbe keine Sprachpolizei. Ihr geht es vielmehr darum zu vermitteln, dass gewisse Begriffe und Redewendungen manche Menschen verletzen. Und die, die diese Begriffe verwenden, sollten dafür dann Verantwortung übernehmen.
"Wir alle haben Vorurteile. Die werden aber erst dann zum bösen Gift, wenn sie mit Macht versehen sind."
Auch in den Medien lassen sich rassistische Momente finden. Das geht, sagt Tupoka, von Kinderbüchern wie Pippi Langstrumpf bis zu modernen Hollywood-Blockbustern, wo der Schwarze der Bösewicht ist. Oft wird das gar nicht erkannt, weil die meisten nicht darüber nachdenken.
Ihr Wunsch ist es, alle Menschen, die sich mit Rassismus beschäftigen wollen, dabei zu unterstützen, sich Wissen anzueignen, Mechanismen zu verstehen. Weiße sollten sich der Privilegien bewusst werden, die sie durch ihre Hautfarbe haben.
"Ich hoffe, dass Weiße die Wahl treffen, sich mit Rassismus auseinandersetzen. Schwarze haben diese Wahl nicht."
- "Du bist doch schwarz!" | Isaiah ist schwarz, lebt in Berlin und packt seine Rassismus-Erfahrungen in ein Kunstprojekt.
- Too much Political Correctness | Marius ist Kabarettist. Und er ist schwarz. Konfrontation ist genau sein Ding.
- "Ich wünsche mir mehr Sensibilität" | Das Leben schwarzer Single-Frauen in Berlin - Thandi Sebe hat es mit Kollegin Amina Eisner auf die Bühne gebracht.