DJs arbeiten oft in engen, stickigen Clubs, in denen auch gern mal der Schweiß von der Decke tropft. Kein guter Ort in Pandemiezeiten. Deshalb kann die Berliner DJ Sarah Farina seit Wochen nicht arbeiten.
Es sind nur wenige Handbewegungen am Pult nötig und in Sekundenschnelle wechselt das Publikum von entspanntem Tanzen auf Jubelgeschrei – DJs sind die erklärten Königinnen und Könige der Nacht. Nun sitzen sie aber zwangsweise arbeitslos zu Hause.
So geht es auch Sarah Farina. Sie legt seit zehn Jahren in Clubs auf und war mit ihrem Rainbow-Bass schon in Tokio, Venezuela, Ruanda und Uganda unterwegs. Auflegen macht sie nicht so nebenbei, es ist ihr Hauptberuf. Aber aktuell stehen keine Gigs in ihrem Kalender: "Ich bin mir sicher, dass ich erst mal nicht mehr vom Auflegen leben kann."
"Die Sorgen, die es vorher schon gab, sind jetzt verstärkt und sichtbarer."
Zwar hat sie Soforthilfe für Künstlerinnen und Künstler vom Berliner Senat bekommen und ist darüber auch sehr glücklich. Für befreundete DJs in New York und Südafrika sei die Situation viel schwieriger. Trotzdem denkt sie über ein zweites Standbein nach. Sarah Farina könnte sich vorstellen, DJ-Workshops zu geben oder sich politisch zu engagieren: "Musik und Politik gehen ja auch Hand und Hand."
Streaming ist kein Ersatz: Sarah Farina braucht die Energie des Publikums
An diesem Wochenende war ein Festival in Leipzig geplant. Da es nun online stattfindet, hat die Berlinerin ihr Set einfach zu Hause aufgenommen. Aber eigentlich braucht Sarah Publikum: "Mein Job besteht aus menschlicher Interaktion, deswegen kann ich ihn gerade nicht machen."
"Live habe ich einen Energieaustausch, die Leute geben Feedback und jubeln. Da lege ich anders auf."
Initiativen wie United We Stream findet Sarah Farina toll, auch weil es zeige, dass die Clubszene ein kollektives Mindset habe: "Es gibt gerade mehr Community-Denken, statt Konkurrenzdenken." Auch noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler würden mit einem Stream aus dem eigenen Wohnzimmer eine Plattform bekommen, die sie in einem Club vielleicht nicht so schnell haben.
Allerdings befürchtet Sarah Farina, dass die vielen Stream-Angebote die Leute eher überladen und die Musik gar nicht so wertgeschätzt werden kann. "Ich wünsche mir, dass man Streams nachhaltiger gestalten kann", aber nicht im ökologischen Sinne, sondern im Finanziellen. Zum Beispiel, indem Menschen sich bewusst für den Stream einer Künstlerin entscheiden und dann auch Geld dafür zahlen.
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