Durch ihren frühen Tod wurden viele Musiker*innen Mitglieder des sogenannten Club 27. Doch was ist dran an dem Mythos? Eine neue Studie zeigt: Nicht besonders viele Stars sterben mit 27. Aber ein früher Tod kann bekannter machen.
30 Jahre ist es her, als sich Kurt Cobain – Frontmann der Band Nirvana – mit 27 Jahren das Leben nahm. Vor 13 Jahren verstarb die britische Sängerin Amy Winehouse im Alter von 27 Jahren. Etwas länger ist es her, dass Brian Jones – Rolling-Stones-Gründungsmitglied –, Jim Morrison von The Doors, Jimi Hendrix und Janis Joplin starben.
Sie alle eint, dass sie Musik und Popkultur prägten – und sie starben 27-jährig. So wurden sie, wenn auch unfreiwillig, Mitglieder des sogenannten Clubs 27.
Sterben Musiklegenden früher?
Die Liste ließe sich fortführen, denn es gibt zahlreiche prominente Personen, die im Alter von 27 Jahren starben. Der Club 27 ist Mythos, weil so viele bekannte Musiker*innen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und vor ihrem 28. Geburtstag sterben.
Forschende der Queensland University untersuchten daher in einer Studie, ob Künstler*innen, die jung zur Musiklegende wurden, übermäßig oft mit 27 Jahren sterben. Den Studienergebnissen zufolge gibt es auf die Fragestellung keine eindeutige Antwort.
"Es gibt kein eindeutiges Ja oder Nein auf die Frage – auch nicht in der aktuellen Studie. Tatsächlich haben junge Promis statistisch ein erhöhtes Risiko zu sterben."
Der Tod jung berühmt gewordener Leute muss aber eben nicht mit 27 Jahren eintreten, schrieben Forschende bereits vor zehn Jahren in einer statistischen Auswertung. Demnach sterben viele junge Promis früh, das Risiko für einen Tod mit 25 oder 32 Jahren ist aber genauso hoch wie für den Tod mit 27 Jahren.
Parameter der Untersuchung waren, dass die berücksichtigen Künstler*innen mindestens ein Nummer-1-Album in Großbritannien gehabt haben müssen – und natürlich, dass sie ihren 28. Geburtstag nicht erlebten.
"Der Studie von 2011 zufolge starb statistisch etwa jede*r 200. früh berühmt gewordene Künstler*in jung. Zu den Gründen sagen beide Studien aber nichts."
Hoher Erfolgsdruck kann krank machen
Beiden Untersuchungen zufolge sterben jung zu Ruhm gekommene Menschen statistisch früh. Warum das so ist, wird in den Studien nicht erklärt. Erklärungsversuche für einen früheren Tod junger Prominente sind, dass in Künstler*innen häufig viel Alkohol trinken oder Drogen konsumieren. Es gibt auch die Annahme, dass junge Menschen an dem frühen Erfolgsdruck zerbrechen können.
Am Mythos des Club 27 ist schon was dran, meint Raphael Krämer von den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten: "Wenn du dir das Phänomen anschaust, das die beiden Forscher entdeckt haben, dann macht sich der Club-27-Mythos selbst zur Realität." Die Wissenschaftler der Uni Stuttgart und Indiana, USA, untersuchten die Wikipedia-Seitenaufrufe von Artikeln, die mit 27 Jahren verstorbene Künstler*innen portraitieren.
Mythos macht Mythos
Die Künstler*innen, die mit 27 Jahren starben, erhalten überproportional viel Aufmerksamkeit. Es sind etwa 950 Personen von rund 340.000, die die Forschenden analysierten. Auf die Künstler*innen kommen viele Nutzer*innen erst durch die Suche nach dem Club 27.
Ein Tod mit 27 Jahren macht eine Person berühmter, als sie möglicherweise sonst geworden wäre, weil sie eben durch ihr Sterbealter eher im kollektiven Gedächtnis bleibt. Nicht die Realität macht den Mythos, sondern der Mythos macht praktisch den Mythos, fasst Raphael Krämer zusammen.