Eineinhalb Jahre nach dem Anschlag ist der Attentäter von Christchurch verurteilt. Unsere Reporterin Alexandra Falk berichtet, dass die Opfer und ihre Angehörigen jetzt unheimlich erleichtert sind. Sie – und auch alle anderen Neuseeländer – können jetzt mit dem Anschlag abschließen.
Lebenslange Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung: So lautet das Urteil des neuseeländischen Gerichts im Fall des rechtsextremistisch motivierten Anschlags vom 15. März 2019, bei dem ein Attentäter 51 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt hat.
"Als der Richter das Urteil verlesen hat, ging ein Raunen durch den Raum", berichtet Journalistin Alexandra Falk. Sie hat den Prozess am High Court in Christchurch begleitet und in den vergangenen Wochen und Tagen mit den Hinterbliebenen des Anschlags gesprochen. Sie habe gemerkt, wie mit dem Gerichtsurteil die Anspannung der letzten eineinhalb Jahre von ihnen abgefallen sei.
"Der Richter hat in seiner Urteilsverkündung alle Opfer und ihre Familien mit ihrem Schicksal noch mal genannt. Das war bemerkenswert."
Für seine Urteilsverkündung hat sich Richter Cameron Mander zwei Stunden Zeit genommen – aus Ehre vor den Verstorbenen und Respekt vor den Hinterbliebenen.
Dazu las er zu Beginn der Urteilsverkündung die Namen aller Verstorbenen und Verletzten vor. Auch kleine Passage aus den mehr als 90 Reden, die die Hinterbliebenen in den vergangenen drei Tagen vorgetragen haben, hat der Richter zitiert.
"Eines der Opfer hat mir später erzählt, wie unglaublich bemerkenswert das für sie war. Sie fühlte sich dadurch geehrt", berichtet die Journalistin.
Das härteste Gerichtsurteil Neuseelands
Der verurteilte Attentäter hingegen habe weiterhin keine Reue gezeigt. Weder bei der Urteilsverkündung noch in den letzten Tagen. Richter Cameron Mander bezeichnete den Attentäter als einen selbstbezogenen Mann ohne Empathie.
"Ich glaube, dass Sie ein hochgefährlicher Krimineller sind und dazu ein Mörder und ein Terrorist. In Neuseeland gibt es für solche Taten und Täter keinen Platz. Deswegen müssen wir Sie angemessen bestrafen", zitiert Alexandra Falk den Richter. Das Urteil gilt als das bislang Härteste in Neuseeland. Der Attentäter habe dies stumm akzeptiert. Sein Rederecht wollte er nicht nutzen.
Eine Welle der Liebe und Solidarität
In seiner Absicht, die Menschen in Neuseeland zu spalten, sei er gescheitert, so Cameron Mander. Stattdessen sei sein Verbrechen von einer nie dagewesenen Welle der Liebe vonseiten der Neuseeländerinnen und Neuseeländern erwidert wurden.
Dieser Zusammenhalt war auch außerhalb des Gerichtsgebäudes sichtbar, erzählt Alexandra Falk. Dort haben Dutzende Neuseeländerinnen und Neuseeländer auf die Überlebenden und ihre Angehörigen gewartet und sie nach der Urteilsverkündung mit Plakaten und Gesängen in Empfang genommen. Es war ein richtiges Fest, sagt die Journalistin.
"Der Prozess hat im Regen begonnen und mit Sonne aufgehört. Und so war dann auch die Stimmung, als die große Last endlich von den Opfern abgefallen ist."