Nach Russland, den USA und Indien hat nun auch die chinesische Raumfahrt den Mond erreicht – mit der Sonde Chang'e 4 und ohne Astronauten. Für den Astrophysiker Harald Lesch ist das der entscheidende Punkt.
China ist die Landung einer Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes gelungen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua und das Staatsfernsehen China Central Television (CCTV) am Donnerstag, den 03.01.2019, berichteten, erreichte Chang'e 4 oder 嫦娥四号 um 03.26 Uhr Mitteleuropäischer Zeit die Rückseite des Mondes. Die Sonde schickte ein erstes Foto von der dunklen Seite des Mondes über den Satelliten Queqiao zur Erde.
Die Sonde soll das Terrain der erdabgewandten Mondseite erforschen und wissenschaftliche Experimente vornehmen, darunter auch einige Experimente nicht-chinesischer Wissenschaftler. Geplant sind unter anderem Forschungen zu Mineralien, der Anbau von Kartoffeln und anderen Pflanzen. Bei einem der Experimente soll ein von Wissenschaftlern der Universität Kiel entwickeltes Strahlenmessgerät zum Einsatz kommen. Für Harald Lesch zeigt sich in der erfolgreichen Landung der Sonde, vor allem ein Defizit. Auch für China sei die bemannte Raumfahrt heute wohl ein paar Nummern zu groß.
"Dass die Chinesen keine bemannte Mondraumfahrt betreiben, scheint darauf hinzudeuten, dass es nicht so einfach ist, wieder Raketen von der Größe der Saturn V zu bauen."
Eine Rakete vom Typ Chang Zheng – das bedeutet übersetzt Langer Marsch – ist am 08.12.2018 vom Weltraumbahnhof Xichang im Südwesten Chinas mit dem Mond-Rover Chang'e 4 gestartet. Die Landung auf der Mondrückseite gilt als schwierig: Die größtenteils unerforschte Rückseite des Erdtrabanten ist deutlich schroffer und bergiger. Die chinesische Sonde landete den Staatsmedien zufolge nun im Aitken-Becken in der Nähe des Südpols des Mondes, einem besonders zerklüfteten Bereich.
Dort muss die Sonde nun unter harten Bedingungen funktionieren. Während der Mondnacht, die zwei Wochen auf der Erde entspricht, sinken die Temperaturen auf bis zu minus 173 Grad Celsius. Während des Mondtages wird es bis zu 127 Grad warm. Die Instrumente müssen diesen Schwankungen standhalten und während der zweiwöchigen Helligkeit genug Energie speichern, um in der zweiwöchigen Dunkelheit zu funktionieren.
Marsmission als PR-Maßnahme
Das sei alles nichts, oder jedenfalls nur eine sehr übersichtliche Leistung, verglichen mit Marskolonisationspläne und überhaupt der Aufgabe Menschen zu dem roten Planeten zu schicken, meint Harald Lesch. Er hält deswegen die Ankündigung der Nasa frühestens 2030 eine bemannte Marsmission zu starten für eine reine PR-Maßnahme.
"Das ist lächerlich. Das sind alles nur Marketing-Gags. Wenn man sich anschaut, wie viel Geld eine bemannte Mondmission heute kosten würde: Wir reden da über locker 100 Milliarden Dollar. Man hat keine Ahnung, wie teuer eine Marsmission wäre."
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