Wollen Filmemacher und -macherinnen Geld von der "Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein", müssen sie ab sofort eine Checkliste ausfüllen. Anhand von einem Fragenkatalog können sie abklopfen, wie divers ihr Film am Ende werden soll. Die Filmförderung will mit dem Check keinen Zwang schaffen, aber mehr Aufmerksamkeit für diverses Erzählen. Unsere Reporterin Anke van de Weyer hat sich die Diversity-Checkliste angeschaut.
Die Checkliste ist unterteilt in Development, Produktion und Verleih. Bei Entwicklung und Inhalt des Filmes geht es zum Beispiel um die Frage, ob in der Handlung Themen wie Geschlechterrollen, Leben mit Behinderung, sexuelle Identitäten oder auch Migration vorkommen.
Außerdem wird abgefragt, ob zu den Filmfiguren auch nicht-weiße Menschen zählen. Oder, ob Figuren vorkommen, die nicht heterosexuell sind. Es gibt auch die Frage, wie das Team ausschließen will, dass Figuren klischeemäßig erzählt werden.
Weniger Klischees, mehr Vielfalt im Film
"Der 'Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein' geht es initial erst einmal darum, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen", sagt unsere Reporterin Anke van de Weyer.
Der Fragenkatalog soll dabei helfen, dass sich Antragsteller und Antragstellerinnen mit mehr Diversität im Erzählen beschäftigen. Denn: "Man merkt hin und wieder, dass es bei den Antragstellern unbewusste Klischees, unbewusste Vorurteile gibt, die in gewisser Weise viele von uns in sich tragen und die hinterfragt werden müssen", sagte Helge Albers, der Geschäftsführer der Filmförderung bei Deutschlandfunk Kultur.
"Uns ist vor allen Dingen wichtig, dass die Antragsteller sich mit ihren Stoffen gerade im Hinblick auf Diversität auseinandersetzen – und die aufgeworfenen Fragen erstmal überhaupt eine Beantwortung finden."
Die Filmförderung wolle aber nicht erzwingen, dass vor dem Hintergrund der Checkliste an den Drehbücher geschraubt wird, so Anke van de Weyer.
Niemand soll zwangsweise divers erzählen
Es wird jeweils im Einzelfall entschieden: Es können auch Produktionen gefördert werden, die nicht divers sind. Denn dafür könne es gute Gründe geben, so Helge Albers. Wenn nicht divers erzählt wird, können die Antragstellerinnen und Antragsteller erklären, warum das so ist.
"Es kann gute Gründe geben, warum in einzelnen Projekten verschiedene Aspekte überhaupt nicht divers sind. Das kann sogar wichtig sein, dass man in Filmen an bestimmten Punkten nicht divers erzählt."
Neben diesen inhaltlichen Aspekten, geht es bei der Checkliste aber auch um Produktion und Verleih. Wie zum Beispiel sieht das Geschlechterverhältnis aus, wenn es um Regie, Produktion, Verleih oder Marketing geht? Ebenso wird abgefragt, ob zum Beispiel nicht-weiße Menschen oder Menschen mit Behinderung zum Team gehören. Oder: Wird ein Arbeitsumfeld geschaffen, das die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zulässt?
Ein anderer Aspekt ist, ob der Film barrierefrei sein wird: Gibt es zum Beispiel eine untertitelte Version für hörgeschädigte Zuschauer und Zuschauerinnen? Oder: Wird der Film ausschließlich in größeren Städten laufen oder auch im ländlichen Raum?